Donnerstag, 2. Oktober 2008

Fast zuhause

Privet again!

Dies ist wahrscheinlich der letzte Bericht von dieser Reise. Es sind nur noch 1200km abzureissen und ist eigentlich in einem Tag zu schaffen. Ich habe aber noch Zeit bis der Altag beginnt und bleibe bei meiner Tante in Zvolen.

Am Samstagfrueh (4.10.) plane ich in Prag zu sein um die Stadt zu besichtigen und Sonntag die letzten 700km nachhause. Hat denn jemand Lust auf ein Tourchen am Sonntag? Oder gar auf eine Stadtbesichting in Prag? Ich will meine Handynummer hier nicht veroeffentlichen, aber der wird aufzutreiben sein und wir koennten kurzfristig was klar machen. In Prag pruefe ich meine Mails zum letzten mal vor Koeln.

Vor gar nicht alzulanger Zeit habe ich mir sehnsuechtig vorgestellt wie ich nachhause komme und die ganz leckeren Sachen abgreife. Doch je naeher ich komme, wird das Essen immer besser. Mittlereweile bin ich wieder gesaettigt mit Wurst und Braten dass das Essen in Deutschland nicht mehr im Vordergrund steht. Waehrend ich diesen Bericht schreibe, sitze ich bei meiner Tante in der Slowakei und werde abgefuettert was das Zeug haellt.

Vom letzten Bericht habe ich einige sehr nette Bemerkungen bekommen bzgl. meine philosophischen Ausfuehrungen. Hey, kein Thema, hier kommt noch eine..
In allen Berichten habe ich ueber freundliche Menschen gesprochen und irgendwie draengt sich die Frage auf: Warum faellt mir das so auf? Sind die Leute bei uns nicht so freundlich? Was bedeutet dieses "freundlich" ueberhaupt? Auf keinem Fall moechte ich sagen dass die Leute bei uns nicht freundlich sind. ..nur, was ist das?
An der Grenze hatte ich mit einer Mongolin hierueber ein Gespraech. Als ich sagte dass die Mongolen nicht die freundlichsten Menschen waeren, sagte sie ich woellte nur bedient werden... stimmt das? Ist Freundlichkeit wenn man alles umsonst bekommt? Nein! ich will nicht alles umsonst, ich will auch nichts geschenkt bekommen. Es ist die Art behandelt zu werden. Ein Laecheln, Interesse, Hilfe und Vertrauen. Voellig erstaunlich wird's wenn ich nach Kiew komme. Ein Freund von Sergje (Samara) holt mich vom McDonnalds ab, bringt mich zu seiner Wohnung, haendigt mir seinen Schluessel aus und faehrt ueber's Wochenende weg! Wie krass ist das? gerade 10 minunten gesehen und ich habe seine Wohnung. In diesem Fall kostet es ihm gar nichts ausser Vertrauen und ein bisschen Waschpulver fuer's Bettzeug. Wieviele Leute kennst Du, die einem Wildfremden in 20km Entfernung nur abholen? Vielleicht mache ich ein besonders vertrauenserweckenden Eindruck..? Oder ist es eine eingeschworene Biker-Mentalitaet. Wenn ja, haben wir das auch? Ich werd' mich diesbzgl. in diversen Biker-Klubs kundig machen wenn ich daheim bin.. wie soll ich sonst mit meinem Gewissen klar kommen bei all diesen Erfahrungen?

Vielleicht ein paar Worte noch zu Moskau und Russland.. Moskau hat mit Russland, praktisch nichts zu tun. Wenn einer nur in Moskau war, hat er von Russland nichts gesehen. Es ist wie ein anderes Land. Fraglich wird die Regierung die scheinbar alles fuer die naechste Umgebung tut und extrem wenig fuer was-immer-da-draussen-sein-mag.
Von all den vielen Informationen die ich bekommen habe, ist am tiefsten haengengeblieben: Die Preise fuer Wohnungen und Haeuser. eine 50qm Wohnung mit haesslicher Aussenfassade in einem 50 Familienhaus kostet um die 1 MILLION DOLLAR in Moskau... wir sprechen von 12km Entfernung von der Innenstadt. In Samara kostet die gleiche Wohnung 750.000US$ Kaum zu glauben. Der Hammer kommt wenn man die Zinslage kennt. Hypothekenzinsen betragen hier um die 20%. Da reicht doch ein Leben nicht aus um die Wohnung zu bezahlen.

Was gibt's noch? Es faellt auf dass einiges an Alkohol geflossen ist. Was soll ich sagen? so war es!

Ich hoffe in den Berichten meine Reise einigermassen nahe gebracht zu haben und freue mich ueber die Mails und Teilnahme von vielen Freunden. Das gute an Reiseberichten ist, dass wenn man gelangweilt ist, man einfach ausschalten kann. Vielleicht schreibe ich doch noch ein Abschlussbericht mit einem Resume ueber alles, inklusive die Tage danach.. mal sehen.
dae leeven Jung

Und so geht's weiter....

13.09.2008 Camp im Altai (15 47.9420N; 86 0.2897E)
Weiterhin werde ich abgefuettert von der netten Wirtin. Ich hab noch einige Tigris in der Tasche und denke ich werd's wohl beim Tanken los, doch es gibt nur 5 Liter in dieser Ansammlung von Haueser. Die Grenze sollte um 9 Oeffnen aber es wird trotzdem 10:30 bis ich an einem Imigrationsoffizier gerate. Er erzaehlt mir dass ich illigal im Land bin und mueste deshalb 200,000 Tigris Strafe bezahlen. Als Amerikaner gibts nicht nur Nachteile, sondern ich kann 90 Tage in der Mongolei verweilen ohne Visa. Das Kleingedruckte habe ich scheinbar ueberlesen das sagt dass ich mich innerhalb von 7 Tagen registrieren lassen muss. Ob's wahr ist, weis ich nicht, jedenfalls zanke ich mich ziemlich rum und wir einigen uns auf die Haelfte (58EUR). Ich werde meine Tigris eben so los und zusaetzliche 28US$! Auf der russischen seite komme ich puenktlich zum Mittagsessen an und warte weitere 2 Stunden. Die Abwicklung ging fuer russische Verhaeltnisse ziemlich schnell (unter 1 Stunde!) und habe nichts bezahlt! ..noch nicht einmal eine Versicherung.
Ahh.. Asphalt... Ich stelle fest das meine Radlager (vorne) nicht mehr die besten sind und jucke mit 100km/h durch die Altai Region. Es ist wie im Schwarzwald.. nur wilder. Soll heissen dass ueberall Pferde und Kuehe rum laufen und die Baeume wirken nicht so aufgeraeumt. Es wird herbst! Hier ist das Gras hoch und saftig, Es gibt Laubbaeume deren Blaetter gelb und rot werden. Die Strasse fuehrt entlang einem Fluss dass ueberall idyllisch wirkt. Ich bin nicht sonderlich schnell, doch es ist so entspannend im ruhigen Donnern. Fast zu ruhig. Ich glaube ich muss oefters Pausen machen damit ich nicht einschlafe. In den vielen kleinen Ortschaften gibt es keine Hotels und ich schlage mein Zelt auf, irgendwo an einem der vielen idylischen Plaetzen.
Ich weis auch nicht... von Zeit zu Zeit mache ich ziemlich bloede sachen.. An diesem Platz liegen genuegende Aeste und Holz rum, doch es ist alles triefend Nass. Nebenbei erwaent, sind's 3 Grad des Nachts und ich friere wie nie. Anyway, nachdem ich 1 Liter Benzin ueber's Holz gekippt habe, ist noch immer keine Glut zu sehen. Ich stelle also mein Benzinkocher an und lege es unter's Holz... das haette ich nicht tun sollen.. das Ding wird maechtig heis und wird ziemlich laut. Dann mit einem KNALL explodiert es und wie eine Rakete zischt es ab DURCH das Zelt und wurde seitdem nie mehr gesehen. Gar nicht auszudenken was alles haette passieren koennen! Jedenfalls habe ich jetzt genuegend Glut und bereue es erst morgens wo's kein heissen Kaffe gibt.
14.09.2008 Nowosibirsk
Es ist schweinekalt! Alle meine Sachen habe ich an, doch es nutzt nichts. Toll ist, dass die Glut noch heis ist und so sitze ich wieder 3 Stunden (6-9) vor dem Feuer. Na gut, ich hab dann eben nur 3 Stunden geschlafen und fuehle mich miserable. Meine AT sieht nach Eisfach aus mit den ganzen Reif und so.. Nach einer Stunde Fahrt halte ich in einem Cafe und treffe auf ein Sued-Afrika Paerchen. Nach einer weiteren Stunde ist die Temperatur schon bei 15 Grad und ich donnere weiter. 600 km und 8 Stunden spaeter bin ich in Nowosibirsk. Ich halte wieder in einem Cafe und die junge Kellnerin weicht mir nicht von der Seite. Sie spricht halt gerne englisch... Aus Vladivostok habe ich eine Telefonnummer vom hiesigen MC und Kate (Kellnerin) ruft da an. Ich werde bald abgeholt heisst es. Jetzt kommt ein junger Russe an und schuettet mir sein Herz aus ueber seine Verflossene und bittet um Rat wie er denn jetzt mit seinen Schmerzen klar kommen soll. Er haellt die Idee, mit einen Fremden in einer anderen Sprache zu reden, fuer gut. Kaum ist er weg steht Kate wieder an meiner Seite und quatscht drauf los was das Zeug haellt. Mir gefaellt dieser laden! Nach 30 min. kommt Artyom mit seinem 1100er Shadow an und nimmt mich mit zu einem Freund der Platz fuer mich hat. Dort hat die Frau eine Geburtstagsparty und 20min spaeter sitzen wir zu 10. in einer Sauna! Wenn das nicht abgefahren ist, dann weis ich's auch nicht! Aus der Sauna und abgefuettert werden meine Augen (ueberhaupt alles) immer schwerer. Das Bier tut das uebrige und ich kann mich kaum wach halten. Mein Schlafplatz ist aber in diesem Raum wo alle sitzen. Es dauert eben.. wie schlimm.. diese Leute sind so herzlich und es gibt viel zu lachen. Die Muedigkeit draengt sich ein bisschen in den Hintergrund und es wird spaet.
15.09.2008 Nowosibirsk
Ich bin weitgehends alleine weil heute alle arbeiten und zur Schule gehen muessen. Ich wechsele die Radlager und kuemmere mich ein bisschen um meine geschundene AT. Es gibt eine Warme Dusche und eine Waschmaschine. Herrlich! Des weiteren, nutze ich die Zeit hier ein bisschen zu schreiben. Mir ist ganz komisch.. es wird irgendwie schwierig mit den vielen Eindruecken klar zu kommen die in so kurzer Zeit folgen. Des Abends kommt Sergje und wir gucken und Bilder an und erzaehlen behelfsmaessig ein bisschen bis zum Schlafen gehen.
16.09.2008 Omsk
Wieder steht Abschied an. Ich schaeme mich ein bisschen wenn ich sehe wie freundlich und herzlich diese Leute sind. Artyum holt mich ab und lotst mich durch die Stadt zur Fernstrasse (toll, nee?) Es geht jetzt nach Omsk, aber nicht bevor ich eine Kontaktnummer von Artyum bekomme. Es ist kalt und feucht und ich friere ein bisschen waehrend der Fahrt. Irgendwie denke ich an einem LKW oder sonstwie weiterzukommen zumal das Uralgebirge noch bevorsteht wo alle sagen dass es noch viel kaelter waere. Was auch immer an mir vorbeizieht, ich krieg's nicht mit weil meine Augen nur auf dem Tacho und die Uhr kleben. Relativ zuegig komme ich in Omsk an und halte an einem grossen Kinokomplex. Dort versuche ich diese Nummer, doch keiner geht ran. Artyum versucht ebenfalls sein bestes diesen Alexander zu erreichen, doch ohne Erfolg. Dieser Prozess dauert gute 3 Stunden und mittlereweile ist es richtig kalt, nass und dunkel. Ich quatsche einen Taxifahrer an der mich zu einem Hotel lotsen soll. Waehrend ich meine AT hole, steigen irgendwie 2 Typen ein und sagen ich sollte sie folgen, sie wuessten ein gutes Hotel. Mir wird's komisch als wir immer weiter aus der Stadt fahren und so richtig komisch wird's wenn ich eine Nacht in einem Stundenhotel bezahle. Es handelt sich um ein 3 Zimmer Apartment das nur fuer eins ausgelegt ist.. so mit Whirlpool und diversen Einrichtungen. Ich find's ziemlich cool zumal es sauber und einigermassen bezahlbar ist. Schade ist, dass ich alleine bin.. Ach ja, ein weiterer Vorteil ist dass ich keine verdammte Registrierung brauche.

17.09.2008 Omsk
Des Nachts haben sich wohl einige Leute an meine AT zu schaffen gemacht.. sie scheint ein paar mal umgefallen zu sein und alle Schalter und Zuege sind schwergaengig. Vielleicht ist es auch nur die Kaelte.. es heisst ja nicht umsonst "Africa Twin" und nicht "Sibiria Twin". Jedenfalls steht sie auf dem Staender womit bewiesen ist, dass, wer-immer-das-war, soviel Anstand hatte.
Meine Landkarte ist ziemlich grob und zeigt eine fette Strasse nach Westen durch Kasachkstan und eine kleinere Strasse nordwestlich durch so'n paar kleinere Orte. Durch Kasachkstan will ich nicht und verfranse mich voellich in 150km Entfernung an einem Fluss und Faehre und die Strassen hoeren hier ebenfalls auf. Jeder, mit dem ich spreche sagt mir ich muesste zurueck nach Omsk und scheinbar gibt es eine "rote" Strasse entlang der Grenze. Den ganzen Morgen sind's etwa 4Grad und feucht... es macht wieder Spass.. man, wat'n Sch.. Um Omsk finde ich diese Strasse aber ich bin so durchgefrohren und hungrig dass ich in einem der vielen Cafe's halte. Wie ein Hauefchen Elend sitze ich auf meinem Stuhl und werde angesprochen von Akop. Akop besitzt in der Naehe eine Holzbearbeitungs Fima. Er laedt mich ein und ich lande bei den freundlichsten Menschen. "Gott haette mich geschickt", so sein Glauben! Ich bekomme einen Schlafplatz, eine beheizte Garage, Internet.. so ziemlich alles was das Herz begehrt. Zwischen den Geschaeftsmeetings zeige ich Bilder und erzaehle Geschichten. Akop ist auch Biker und trauemt seit langem von einer solchen Reise. Ein LKW macht von sich sprechen der mich und meine AT fuer kleines Geld nach Samara (westlich vom Ural) bringen will. Naja, im Laufe des Nachmittags wird er wieder fluechtig. Akop und seine Leute kuemmern sich um eine Zugfahrt fuer den naechsten Tag. Was mit "kuemmern" gemeint ist erfahre ich erst morgen. Abends gehen wir zu einem Armenischen Restaurant wo es Fisch und Schwein gibt.. mmhh, lecker! Zur Firma fahren wir nach dem Bier nicht mehr und uebernachten in Akop's Wohnung.
18.09.2008 Irgendwo im Zug
Akop ist Geschaeftsman und somit sind wir um 6 aus den Federn und machen uns auf dem Weg zu einem Fruehstuecksladen. Die Leute vom Bahnhof sind sich nicht einig ob ich eine Kiste fuer's Moped brauche oder nicht. Jedenfalls, recht bald schlagen wir da auf und entleeren den Tank (den ich natuerlich gestern erst gefuellt habe). Dieser Prozess dauert weil ich nur ein kleines Schlaeuchelchen habe und 40liter drinn habe. Waehrend dieser Zeit kommen verschiedene Leute vorbei und einige habe Vodka dabei das gegen die Kaelte sehr gut sein soll. Meine Speiseroehre brennt wie verueckt, doch waermer wird's mir nicht. Eine geschenkte Flasche kann ich nicht abwehren und so vergeht die Zeit. Dann zum Gepaeckwagon.. Es geht hierbei um einen leeren Wagon mit einer Einstiegshoehe von einem Meter. Irgendwie war's kein Problem 250kg da hoch zu kriegen.. Vodka macht stark! Wir haben noch ein paar Stunden bis zur Abfahrt und wir fahren zurueck zur Firma. Dort kann ich endlich meinen Mongolei-Bericht absetzen. Von Akop hatte ich mich bereits verabschiedet weil er noch einge Meetings vor sich hat. Von der gesamtem Firmen-Crew verabschiedet und ab zur Bahn. Ich werde foermlich an der Hand genommen und kann (darf) nichts alleine machen. BTW (by the way), die Bahnhoefe in Russland sind immer beeindruckend mit grossen Hallen und viel Marmor. Selbst bis zum Abteil und zu meinem Platz werde ich gefuehrt. Wahnsinn! Der Zug faehrt irgendwann los und ich bin in einem 4-Man-Schlafabteil mit einer netten Frau aus Jakustk. Sie spricht nur Russisch, womit unsere Geschpraeche selten sind mit Gebaerdensprache werden. Es wird Abend und waehrend ich so daliege und lese werde ich von zwei Damen vom Speisewagen angestupst. Sie zerren mich zum Speisewagen und wollen Bier und Vodka trinken. Es ist ziemlich deutlich dass hier eine Abzocke im Gange ist, aber ich hab gar nichts fuer den Zug bezahlt! und ueberhaupt.. habe ich seit einigen Tagen kein Geld ausgegeben. ehrlich gesagt ist's mir egal dass ich ein bisschen mehr als 60 Euro fuer den Abend gelatzt hab. Die Versuche an meinem Portmonaie zu kommen habe ich gemerkt und fand's irgendwie lustig es unauffaellig schwierig (unmoeglich) zu machen. Viel trinken und trotzdem aufpassen kann ich immer besser.
19.09.2008 Samara
Die Heizung steht irgendwie auf 500Grad im Zug und ich schwitze wie bloed. So geht es den ganzen Morgen und den ganzen Tag. Es passiert nichts interessantes bis Ufa als meine Zellenkumpanin aussteigt und Oleg einsteigt. Er spricht englisch und ist Getraenkegrosshaendler. Wieder geht's los mit Bilder (er hat auch ein Laptop dabei) und Geschichten. BTW, seit Nowosibirsk wollen alle irgendwie kopien meiner Bilder. Im Zug sende ich die ersten SMSs nach Samara zu Sergje. Sergje habe ich auf der Strecke Khabarovsk-Cita kennengelernt. Seine Freundin spricht prima englisch und wir vereinbaren ein Treffen am Bahnhof. Dort angekommen, gibt's das gleiche Thema mit der (diesmal) Ausstiegshoehe von einem Meter. Hatte ich erwaehnt dass Oleg eine Flasche Jack Daniels dabei hat? Jedenfalls, war auch das kein Problem. Oleg verabschiedet sich und Wir fahren zu der Garage von Sergje. Dort sitzen schon 6 Man die bereits einige Zeit an der Flasche haengen. Wieder wird's lustig und Anton nimmt mich spaeter mit zu seiner Wohnung (es sind schon 2 Uhr morgens).
20.09.2008 Samara
Am Morgen holt mich Sergje ab und wir zockeln zu Elena, seiner Freundin. Sie war in der amerianische Botschaft beschaeftigt und spricht besser englsch als ich. Sie ist ausserdem noch Kuenstlerin und zeigt mir ihre beeindruckenden Bilder. Die Zeit vergeht irgendwie rasend schnell. In Samara gibt's das erste McDonnalds seit Japan und mein Wunsch wird entsprochen dorthin zu gehen. Mir wird erzaehlt dass die Russen keine Big Macs moegen, doch die anwesenden 2000 Leute reden eine andere Sprache. Weil's so voll ist, essen wir im nahegelgenen Park am Fluss. Es wird wieder spaet fuer den naechsten Termin: eine Hochzeitsfeier irgendwo ausserhalb der Stadt am Fluss (Wolga). Von hier will ich nur eins sagen; dies ist die beste Party fuer mich seit mehr als 20 Jahren! 21.09.2008 Samara
Der Morgen ist schwer.. alles tut weh, selbst die Haare.. Zum Glueck habe ich Kaffee dabei und einen Wasserkocher finden wir irgendwo. Danach geht's eigentlich. Die ersten trinken schon wieder Vodka.. man, manche sind eben voellig schmerzfrei. Es wird eine Fischsuppe gekocht und wir verbringen den Morgen ruhig, in sich gekehrt, beim Verzell am Fluss. Am Nachmittag kuemmern wir uns um die Mopeds. Meine Speichen sind noch immer nicht richtig fest.. ueberhaupt scheint mein Vorderrad nicht mehr ganz rund zu sein. Die Zuege und Schalter (seit Omsk) gerichtet und schon ist alles wie es soll. Eine fette Harley will nicht anspringen und wir beschaeftigen uns damit ein wenig. Hinterher gehen wir mit alle Man essen und spaeter werde ich wieder bei Anton abgeladen. Dort wieder Bilder kopieren und entspannt fernsehen, man bin ich fertig!
22.09.2008 Moskau
Wieder ein schwerer Abschied... Anton, Sergje, Elena, Sascha.. Vielen Dank!! Man, man, geht das immer so weiter?
Rechtzeitig zum Berufsverkehr zockele ich los und erreiche nach einiger Zeit die Fernstrasse M5. Die Temperaturen sind absolut vertraeglich und mehr oder minder erreignisslos spule ich die 1100km ab. BTW, ich glaube den Titel: "Eisenarsch" bekommt man erst nach 1600km. Den habe ich seit Spanien '84. und zuletzt verteidigt in Aegypten.
Gegen 21:30, BTW, in den letzten Tagen gab's immer eine neue Zeitzone, erreiche ich die BP Tanke in Moskau wo ich Alexander und Dennis treffe. Dies sind Freunde von Sascha aus Samara. Dort werde ich bis zur Wohnung von Alex eskortiert. An der Tanke noch ein paar Bier gekauft und in der Kueche besprechen wir die Plaene fuer die naechste Zeit. Ich mache mich im Wohnzimmer breit und der Tag endet schon nach 23 Uhr. Alexander ist ein toller Typ der schon des oefteren Biker aufgenommen hat und er erzaehlt viele Geschichten. Er selbst faehrt eine LC8 (KTM 990).
23.09.2008 Moskau
Der Tag beginnt als Iona (Alex's 3 jaehrige Tochter) in's Wohnzimmer kommt und unaufhoerlich babelt. Sehr bald springt sie auf mir rum, wir haben Spass. Anna (Alex's Frau) macht uns Fruehstueck und bald geht's zur Innenstadt zum extreme-sigthseeing. Fuer Motorradfahrer gibt's scheinbar keine Verkehrsregeln in Moskau und so haben wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 110 in der Stadt (Trotz Verkehr). Es geht zur Kreml und zum roten Platz und ueberhaupt ueberall hin. Wir gehen nirgends rein denn das Wetter ist herrlich. Wir spulen um die 200km ab innerhalb der Stadt! Es gibt eine Bruecke, von der aus man eine tolle Sicht ueber die Innenstadt hat, wo man sich trifft. Es ist nahe der Universitaet und jeden Tag trudeln so um die 150 Motorraeder ein und man haellt ein Verzaehl. Dort fahren wir ebenfalls hin fuer eine Weile. An der Tanke holen wir wieder ein paar Bier und JD. Der Rest des Abends verbringen wir wieder in der Kueche von Anna und Alex und gucken uns Bilder und erzaehlen Geschichten.
24.09.2008 Moskau
Der Plan war nach ein paar Reifen Ausschau zu halten und so.. doch ich denke dass ich prima nachhause komme mit den TKCs von der Mongolei. Wir ziehen wieder in die Stadt zu verschiedenen Lokalen. Anna laesst es sich nicht nehmen mitzufahren und wir fahren mal hier, mal dahin.. natuerlich im highspeed. Irgendwann landen wir in einem Laden der "Sexton" hiesst. Es gehoert der groessten MC in Russland, den "Night Wolves". Ein Gelaende wie aus "Mad Max" ausgeschnitten. Vielleicht hat man den Film sogar hier gedreht. Jedenfalls abgefahren! Jetzt wo ich hier bin, weis ich dass ich mir ein paar Leute suchen werde fuer naechstes Jahr um eine 10-Tagestour hierhin zu fahren.. echt der Wahnsinn! Umso komischer wirkt es wenn wir spaeter an dieser Bruecke kommen (wo wieder 200 Mopeds zu sehen sind) und die Leute einfach rumstehen.. wo sie doch viel besser bei den "Night Wolves" waeren, wo es Bier, Musik und diese geile Umgebung gibt. Hinterher suchen wir verschiedene Laeden auf die Sexton nicht toppen koennen. Wir fahren zum Nordosten und zum nordwesten der Stadt.. es geht, glaub' ich darum moeglischt viel Sprit zu verfahren. BTW, der Sprit kostet um 1$.
Der Tag endet wieder in der Kueche.
25.09.2008 ca. 50km hinter der Grenze von Ukraine
und wieder ein Abschied... Aber diesmal bin ich sicher dass wir uns wieder sehen. Jedenfalls komme ich erst spaet los (gegen 12) und donnere der breiten, autobahn aehnliche Strasse gen suedwesten nach Ukraine. Weil es schon so spaet ist, peile ich einen Ort an namens Bryansk. Dort soll es ausserdem noch ein Kloster und ein Glasmuseum geben. Als ich dort ankomme, gibt es keineerlei Schilder.. auch nicht fuer Hotels oder hier: Gastriza genannt. Der Taxifahrer erklaert das es noch nie Schilder gegeben haette und dass sowieso alles geschlossen hat. Ein Hotel waere irgendwo aber genaues weis man nicht. Ich beschliesse weiter zu fahren. Vielleicht schaffe ich es bis Kiew. Die russische Grenze war super entspannt und schnell. Die Ukrainische dagegen, repraesentierte das Land im schlechten Licht. So sagte der Beamte, ich muesste alles auspacken oder einen Beitrag in die Kaffeekasse zahlen. Es ist klar ersichtlich dass der Kollege selbst keine Lust hat sich alles anzugucken und so mache ich Anstalten das Moped abzupacken damit er schnell abwinkt. ..netter Versuch Kumpel! Es wird verdammt dunkel und die Strasse hat keine Markierungen. Zudem wird's kuehler und ein bisschen Niesel faellt auch. Hinzu kommen noch die milliarden von toten Muecken auf meinem Visier, so kommt es dass ich mitten in ein Sandhaufen rausche der mitten auf der Strasse liegt.. hmmm.. Ein Autofahrer haellt an und hilft mir aus dem Schlammasel. Er sagt fuer 1000 Rubel wuerde er mir zeigen wo das naechste Hotel liegt und alleine wuerde ich's nie finden. Kurz gelacht und bedankt, doch auf so ein Angebot kann ich verzichten. Von hier an geht's durch's Gelaende und super bruechige Strassen durch irgendwelche Doerfer. Ich fange an zu bereuen nicht die 28Euro zu bezahlen. Irgendwann komme ich auf die Hauptstrasse zu, der mit grossen Steinen blockiert ist. Meine AT passt aber noch zwischen und ich fahre ein kurzes Stueck auf Asphalt.. siehe da, auf der Seite gibt's ein Hotel zu sehen! Yippieh, ich hab's gefunden! Man kann halt nicht nur Pech haben.
26.09.2008 Kiew
Froh und munter ziehe ich weiter der Piste entlang. Piste heisst, Baustelle. Es gibt Arbeiten und wieder keine.. auf einem keine-Arbeiten stueck werde ich von der Polizei angehalten. Vor 5 km gab es einen 50km/h Schild, so heisst es. Wieder will man mir Geld aus der Tasche ziehen ohne Beleg, versteht sich.. Die Drohungen dass ich 50km zurueck fahren muesste, dann zum Gericht, dann zur Bank, dann wieder zum Gericht um die Strafe offiziell zu begleichen, ziehen bei mir nicht und somit gewinne ich dieses Pokerspiel. Was ist das nur fuer ein Land? ein paar Km weiter trinke ich einen Kaffee und von da an wird alles wieder normal: keine Baustelle, richtige Strassen und richtige Schilder. Erreignislos komme ich in Kiew an and halt beim Maeckes. Von da rufe ich Alexander (so heisst er auch) an und werde prombt abgeholt. Nach 10min erreichen wir seine Wohnung. Ich werde eingewiesen mit Parkplatz, Musikanlage und Internet. Dann zieht er sich an und sagt dass er das Wetter nutzen will und ueber's Wochenende weg faehrt.. Aehh... OK!
Er faehrt also weg und ich gucke einen seiner vielen DVDs und der Tag ist rum.
27.09.2008 Kiew
Extrem-power-sightseeing ist angesagt. Zu Sophien-Kloster (UNESCO), Andrew-Kloster und so Dinger habe ich nicht viel zu erzaehlen. Es ist irgendwie Feiertag und viele Gemeinden aus dem ganzen Land haben hier Ausstellungen mit Wurst, Kaese, Handarbeiten und Gesaenge. Eine Buehne ist aufgebaut wo so'n paar Kosaken los schmettern. Habe ich erzaehlt dass meine Haende Blasen haben von der Griffheizung (seit Moskau)? Es schmerzt ziemlich und so bin ich froh mit der beeindruckenden Metro zu fahren die hier unheimlich tief sind. Ich haenge bis spaet in der Stadt mit spazieren nach "frei Schnauze". Ich komme in verschieden Galerien und Hinterhoefe was ich ganz interessant finde. Es dauert bis ich den Nachhauseweg finde und dann noch'n Film mit Chips und Bier.. Es ist sooo schoen einen ruhigen Abend zu haben (werde ich etwa alt?).
28.09.2008 Irgendwo, 350km vor der Slowakei
Erst gegen Mittag mache ich mich los und treffe mich mit einer Freundin von Alexander, zwecks Schluesseluebergabe. Sie ist eher reserviert und bald donnere ich los. 400km weiter wird's dunkel und ich kehre ein in einem der vielen Motels. Hier kann ich sogar mit Euros bezahlen. Es gibt leckere Schweinebraten mit Kartoffelbrei und eine Rotkohlsuppe. Was gibt's noch zu erzaehlen? Eine Uebernachtung in der Ukraine ist sauber, nett und kostet um die 20Euro.
29.09.2008 Michalova
Ich fahre und fahre...
Vor der Slowakischen Grenze gibt's eine Autoschlange die 5 Kilometer lang ist. Die LKW-Schlange ist 3 mal so lang. Meine AT fuehrt mich magisch an alles vorbei und der Grenzuebergang ist wieder voellig problemlos. Bei der Frage ob ich Drogen mitfuehre gucken mich 5 Man an und grinsen..??? Was gibt's da zu grinsen? Sehe ich aus als haette ich Drogen? (BTW, seit Thailand war ich nicht mehr beim Friseur und rasiert habe ich mich seit ein paar Tagen auch nicht). Es bleibt aber beim grinsen und ich kann passieren.
Ahh, die Slowakei! Hier sind die Strassen breit und unheimlich glatt... ich glaube so glatte Strassen gibt es nicht mal in Japan. Alles ist aufgeraeumt. Ich habe das Gefuehl als waere ich in der Schweiz mit all den Bergen, Seen und Waelder rings um. Die Tatra ist zu sehen aber es ist schon spaet und gefahren bin ich, glaub' ich schon genug. Hier habe ich sogar Karten fuer meine Navigation und so programmiere ich Zvolen ein wo ich Verwandschaft habe.
Wieder eine neue Zeitzone, doch es nutzt nichts. Gegen 19 wird's dunkel und kalt. Ich kehre in eine Pension ein wo man deutsch spricht. Ha, fuer die war's kein Problem, aber fuer mich! Ein paar Hollaender lerne ich noch am Abend kennen und esse so'ne slowakische Spezialitaet der heisst "Geheimnis von Fantasia". Es ging so..
30.09. bis 3.10.2008 Zvolen
Es gibt nichts zu erzaehlen bzgl. Reisebericht. Ich bin halt bei Verwandten und freue mich hier zu sein.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

beglückwünsche zur Rückführung! ;)
Elena auf Samara, Russland

Anonym hat gesagt…

Hallo Mike,
was soll ich jetzt noch großartiges als Komentar reinschreiben, wenn ich doch weiss, dass ich Dich vielleicht nächste Woche schon wieder leibhaftig vor mir habe und wir über alles ausgiebig pallavern können. Aber trotzdem.
Es freut mich, dass Du bei Deiner Tante so gut aufgehoben bist. Hätte mich auch gewundert. Wahrscheinlich bekommst Du danach einen Grund eine Diät halten zu müssen. Ich kann mir vorstellen, dass Deine Tante gut kochen kann.
Das die Party bei der Hochzeit gut war kann man gut auf dem Foto sehen. Was hat Barbara denn dazu für einen Komentar gehabt. :-)).
Ich hätte schon Lust auf eine Tour durch Prag. Die Frage ist nur: "Wo bekomme ich jetzt ein Moped her?"

Ich wünsche Dir alles gute für die letzten 700km.

Wir hören und sehen uns

Gruß Meyer aus Kerpen.

Anonym hat gesagt…

Hey leeven Jung!

So schnell hatte ich dich ja noch gar nicht erwartet! Wow, Russland scheint ja wirklich ein Erlebnis zu sein...ich freue mich schon, deine Geschichten bald wieder live zu hören!

Grüße aus Kölle,
et Tanja

Anonym hat gesagt…

woau!
Deiner Leber und Dir herzlichen Glückwunsch zum Überleben Kölsche Jung! Wahrlich, sich als Biker durch die russische Gastfreundschaft zu saufen, will geübt sein, einer adaptierten Karnevalsleber anscheinend zugute kommt;) Und überhaupt..... dein Gefühl täuscht nicht.. Wir sind wohlständig, misstrauisch und zum nächsten Schnäppchen konditioniert worden. Vertrauen, Füreinander gehen Baden wenn vieles andere (auch du dir selbst) wichtiger is. Will sagen: Russlands Biker und westen hinterlassen mehr als fette Nächte.... Is schön, dich trotz Kälte heil inne Heimat zu lesen !(einer der Aussis aus UB hat sich nach Sturz in Japan eine 2h OP gegönnt...)
Un jetze, hab Spass, Geborgenheit und die Kraft, die Alltagsscheisse wieder ertragen zu können....
Tom aus UB

Anonym hat gesagt…

Lesen Sie das gesamte Blog, pretty good