Samstag, 7. Juni 2008

Fast 2 Monate Thailand

Hallo Heimat,

Neulich werde ich - nach einem Tag im paradiesischen Garten mit Schwimmen im See - zusammen mit einem italienischen Freund bei strömendem Regen in einem offenen Pickup, so dass wir so richtig durchnässt wurden, zum Guesthouse zurückgefahren. Während ich langsam friere und mir die Augen weh tun, sobald ich sie aufmache (der Regen war ziemlich heftig), frage ich mich, ob mir ein Tag im Büro lieber wäre... "Needless to say" würde ich hier sagen!

So langsam habe ich etwas Zeit in Thailand verbracht und konnte eine Meinung über den Thailänder "an sich" bilden. Insgesamt frage ich mich was "Alle" haben. Diese Leute sind völlig normal! Das bedeutet: nicht so freundlich wie behauptet wird (in Deutschland ist man freundlicher). Man hat seine Vorzüge, die da wären: Bescheidenheit, Anstand, Sinn für die Umwelt usw. Die negativen Seiten sind: unglaublicher Rassismus, Kastendenken und keine Kooperationsbereitschaft. Es gibt natürlich eine Menge Falangs die sich ein Thaimädel abgreifen, wobei ich noch immer nicht dahinter gekommen bin, warum? Wenn "Mann" laenger als 15 Sekunden hinsieht, ist klar zu erkennen, dass es hier nur um Bares geht bzw. ein temporaeres "westliches" Leben. Wo ist der Sinn? Um ein paar einsame Stunden zu ueberbruecken die ganze Zeit mit jemandem rumrennen, die einen doch nicht mag. ..hmm?

Das alles gilt nur im Allgemeinen. Natuerlich trifft man richtig nette Leute und die Liebe gibt es hier auch.. wie bei uns.

Es war wieder mal schoen, dass Barbara hier war, wobei dieses Mal irgendwie unter einem schlechten Stern stand. Sie bekam Dengue-Fieber und litt 10 Tage so vor sich hin. Die Geschichte mit dem Dengue-Fieber ist die, dass sich zwei Hoehepunkte zeigen im Abstand von 5 Tagen, also nachdem man gerade glaubt, alles Schlimme hinter sich zu haben. Irgendwelche Heilkraueter oder Medizin gibt es nicht.. es werden "nur" die Symptome behandelt um das Leiden zu mindern.

Finanziell ergeben sich Probleme, die ich nicht so hoch eingestuft hatte. Irgendwie schaffe ich es nicht weniger als 15Eur (Tagesschnitt) hinzubiegen. Daraus ergibt sich unter Einbeziehung ALLER Kosten bisher ein Tagesschnitt von ca. 40Eur. Geplant hatte ich mit 30, doch wenn ich den Rueckflug mit Moped einkalkuliere (geplant war das Ding in Australien zu verkaufen: minus Ruecktransport und plus Verkaufserloes), muesste ich auf 22 runterkommen. Das ist rechnerisch nur moeglich, wenn ich 3 Monate gar nichts ausgebe! Das alles bedeutet: Mitte September wieder zuhause zu sein!

Man kann aber nicht nur Pech haben, und so habe ich einen ziemlich netten Ort gefunden mit einem ziemlich netten Guesthouse und einem noch netteren Inhaber. Dort waere es fuer mich moeglich ein paar Monate - sozusagen als Hausmeister - fuer lau zu leben. Problematisch werden hier Visa-Bestimmungen. In Thailand verhaelt es sich seit dem letzten Jahr so, dass man 90 Tage bleiben kann und wieder 90 Tage weg sein muss. Bedeutet: dass ich erst mal Laos, Vietnam und Kambodscha fuer 3 Monate durchreise und dann ein 3-Monats-Visum beantrage. Sollte dieser Plan aufgehen, bleibe ich doch bis zum Jahresende. Warten wir's ab.

Der Sueden Thailands beeindruckt mit seinen Inseln und Djungeln, waehrend der Norden mit Bergen, Bergwaeldern und Dorfstaemmen wie Langhalse und so aufwartet. Ich habe meinen Spass durch die Berge zu fahren und bin am liebsten dort. Die weitlaeufig viel erwaehnten Ortsnamen, die ich bisher immer wieder gehoert habe, entpuppen sich als Touristenorte mit unglaublich wenig Charm. Ich weis wirklich nicht, was so toll an Chiang Mai, Pai, oder Ko Samui ist. So ziemlich ueberall sonst ist es viel schoener. Meine Lieblingsorte bisher sind Pratchuap Kiri Khan, Kampaeng Phet und Mae Hong Son.

Das reicht erst mal als Einleitung, so geht's weiter im Tagebuch:

10. bis 17. Mai 2008 Nai Plao und Surat Thani

Barbara gehts nicht gut wegen des erwaehnten Dengue-Fiebers. Wir warten ab, verhalten uns ruhig. Gelegntlich verfallen wir in Panik, rufen Freunde und Aerzte an und gehen taeglich zum Doc um die Blutwerte mit den gestrigen zu vergleichen. An einem der besseren Tagen machen wir uns auf den Weg, Wir erreichen nur Surat Thani, und es wird wieder schlimmer. Ab einem gewissen Punkt merke ich aber, wie ihr "Akku" jeden Tag laenger haellt.
In Surat Thani gibt's gegenueber vom Hotel ein Einkaufszentrum mit preiswertem, guten Essen und einen Laden mit tollen Uhren. Eine davon hat es mir
schon beim letzten Besuch angetan, und nach 11 Tagen Gaerungszeit habe ich das Portemonnaie ausgepackt.

18. Mai 2008 Khao Sok (23023Km)

Wir wagen es! Steigen auf's Moped und jucken westwaerts Richtung Khao Sok Nationalpark. Die Strassenfuehrung gibt nichts Nennenswertes her, und wir kommen zuegig durch. Des nachmittags - Hungerzeit - halten wir an einer der unzaehligen kleinen Fressbuden und essen das beste Khao Phad "ever"! Und weil wir nicht nur Pech haben koennen, regnet es genau während der Zeit, die wir zum Essen benoetigen. Auf der linken Seite gibt's etwa 10 km vor dem Parkeingang ein Ressort, das uns zuspricht. Der anfaenglich missverstandene Preis war kaum zu fassen, doch als spaeter die Ernuechterung kam, hat uns die Umgebung so gut gefallen, dass es uns das wert war. Wie beschreibe ich's? Tja, gruen, Fluss, Berg, geile Huette, nette Angestellte und kein Mensch hier! Ich hoffe, die Bilder bringen's besser rueber....

19. Mai. 2008 Khao Sok (8 54.1914N, 98 36.7683E)

Wir muessen irgendwas tun nach all der Zeit rumliegen und genesen. Fuer eine handfeste Hardcore-Djungle-Power-Trekking-Tour reicht es aber noch nicht mit Barbaras Kondition, so beschließen wir auf einem Elefanten zu reiten. Gesagt, getan. Ruck-Zuck kommt einer an und bringt uns zur Elefantenhaltestelle. Der Sitz ist irgendwie ein Metallgestell mit Kissen, das an dem armen Tier festgebunden wird. Wir zwei sitzen dadrauf und uns wird mulmig. Es geht quer durch den Djungle einen Bach entlang. In diesem Bach sind meterhohe Hindernisse wie Steine und umgestuerzte Baeume, die das Tier ueberklettern muss. Wir werden ganz schoen rumgeschaukelt, und meine Mehrkilos machen sich auch hier bemerkbar, als der Sitz sich immer weiter zu meiner Seite rutscht. Uns wird es nach 30 Minuten zu bunt und wir brechen die Aktion ab. D.h., den bisherigen Weg mussten wir wieder zurueck und weiter rutschen. Mittlerweile sitze ich fast auf Barbaras Schoß. Puh.. geschafft! Der Gedanke den Rest des Tages wieder rumzuhaengen stoert mich, und ich miete mir ein Kajak und paddel den Fluss alleine runter. Na, das hat gelohnt! Ruhig und mit ein paar Stromschnellen verbrachte ich die naechsten 2 Stunden alleine im Fluss und freue mich. Abends gibt's eine Thai Gesellschaft und natuerlich verbringen die Leute den Abend mit Karaoke. Wir verziehen uns, bevor meine verheilten inneren Blutungen vom Gesang beim letzten Mal wieder aufplatzen.

20. Mai 2008 Khao Sok

Des morgens ist alles gepackt und fertig fuer die Abreise. Beim Fruehsteuck kommt allerdings der Regen und entgegen aller Gewohnheit, regnet es den ganzen Tag. Wir warten 2 Stunden und beschliessen dann noch eine Nacht hier zu bleiben. Tja, da sitzen wir wieder... Meine mitgenommenen Buecher (Pdfs) werden bald zur Neige gehen, wenn's so bleibt. Auf dem Balkon ist's recht nett anzusehen wie der Regen in den Fluss faellt, dort wieder verdampft und als Nebel den Berg (Thermik) wieder hochschleicht um gleich wieder als Regen zu fallen. Abends laesst es mal nach, und wir essen beim Italiener am Parkeingang.

21. Mai 2008 Ranong (23271Km)

Durch den verlorenen Tag gestern muessen wir uns einige Ziele aussparen und kuemmern uns um mein Visa, das heute auslaeuft. Das Ziel heisst also Ranong zum Immigrationsoffice.
Dort angekommen, Hotel gecheckt und weil's noch frueh ist, ab zum Immi-Office. Dort erklaert man uns die unverstaendlichen Zusammenhaenge... Eine Visa-Verlaengerung ist nur fuer 7 Tage moeglich und kostet 1800Baht (36Eur). Die einzige Alternative ist das Land zu verlassen und wieder einzureisen. Das waere dann kostenlos.
(Meine AT hat uebrigens ein 6-Monatsvisum !?!) Der Lonely Planet erwaehnte sowas bereits, und der freundliche Officer bringt uns zum Pier, wo seine Frau in einem Kiosk arbeitet. Dort finde ich ein "Langschwanz"-Boot, das mich nach Myanmar und zurueck bringt fuer 200Baht. In Myanmar ist man auf diese Aktion vorbereitet. Im dortigen Immigrationsoffice haendigt man lediglich 10 US$ aus, und man bekommt direkt einen Eingangs- und Ausgangsstempel in den Pass. Am Pier werde ich von etlichen jungen
Typen belaestigt (aehnlich wie in Zambia oder Kenja), die mir als Guide ein paar Bahts abnehmen wollen. Prinzipiell finde ich's gut, wenn sie sich was verdienen koennen in einem so schlecht gefuehrten Land wie Burma.. aber, sie waren aufdringlich, dreist und einfach nervig. Das Immi-Office
war direkt am Pier zu finden und hatte nur eine Tuer. Man kann also nichts verkehrt machen.
Die ganze Aktion dauert 2 Stunden und ich hab mein neues Thailand-Visum. Derweil bekommt Barbara die "Pimpernellen" waehrend der Wartezeit in der vermutlich schmutzigsten Strasse in der vermutlich schmutzigsten Stadt Thailands.

22. Mai 2008 Pratchuap Kiri Khan (23566Km)

Schnell weg aus dieser Stadt, auch wenn das Hotel prima war. An der Grenze zu Myanmar juckeln wir weiter mit den dazugehörigen Regenpausen, die wir jeweils unter einer dieser vielen gelben Buswartehaeuschen verbringen. Irgendwann erreichen wir die autobahnaehnliche "4". Wir erinnern uns an die Hinfahrt, wo wir dieses nette kleine Gasthaus nahe PKK fanden, das damals aber ausgebucht war, und wollen dieses wieder erreichen in der Hoffnung, dass dieses Mal Platz ist. In Pretchuap Kiri Khan finden wir den Ort so schoen, dass wir direkt hier bleiben. Wir gehen nach dem Einchecken am Markt spazieren und essen was. Es gibt eine Art Kirmes fuer die Kids am Ufer, und ich leide waehrend Barbara sich ALLE Klamotten anguckt, die es dort zu kaufen gibt. Im Dunkeln kommen wir zurueck zum Hotel, wo man auf der Terrasse einen Beamer auf die Hauswand gerichtet hat, und wo nun Rambo 4 gezeigt wird (in English). Dort sitze ich und staune. Es geht dabei um Myanmar, wozu ich mittlerweile einen echten Bezug habe. Nun denn..

23. Mai 2008 Bangkok (23873Km)

die Schlappen 307Km reißen wir sozusagen auf einer Backe ab und kommen freuhzeitig in Bangkok an. Dort organisieren wir unsere dagelassenen Sachen um und trinken erst mal ein gepflegtes Singha-Bier an meinem gewohnten Platz. Waehrend meiner ersten 6 Tagen habe ich dort einige Taxifahrer und Pad Thai-Koechinnen kennengelernt. Diese Leute fangen einen Verzäll an, und es bleibt sogar trocken! Ein weiterer Spaziergang bringt Barbara eine Fußmassage ein und mir eine neue Frisur.

24. Mai 2008 Bangkok (13 45.6947N, 100 29.7945E)

Heute ist das gewohnte Fruehstueck bei meinen indischen Freunden und Extreme-Power-Sightseeing angesagt am letzten Tag fuer Barbara. Es stellt sich raus, dass irgendein Feiertag ist, und alles scheint umsonst zu sein. Die TukTuk-Fahrer werden gesponsert von irgendwelchen Laeden, denen wir mehrere Pflichtbesuche abstatten muessen, und wir werden durch die Stadt gefahren. Erst zum Liegenden Buddah, dann zum Grossen Buddah. Ein paar kleinere waren auch dabei. Dann zum Goldenen Huegel, noch so'n paar Tempel und dann nach ChinaTown. Die Zeit vergeht recht schnell, und als wir am sagenumwobenen Regierungspalast ankommen, ist er schon geschlossen. Eine Fahrt mit dem Boot im Chao Praya rundet den Tag ab. Natuerlich muessen wir am letzten Abend nett essen gehen (eine mir unerklaerliche Sitte), bekommen aber eher mittelmaessiges Essen und gucken dabei im Restaurant ein Konzert von Celin Dijon an.

25. Mai 2008 Ayutthaya (23964Km)

Oh weia... der Abschied..
Mitten in der Nacht gegen 5 Uhr stehen wir auf und nehmen einen Shuttle-Bus zum Flughafen. Dort ist Hochbetrieb, aber wir liegen gut in der Zeit und fruehstuecken dort. Druecken, knutschen und Traenen wischen.. schon wieder ist sie weg.
Um 10 bin ich wieder alleine beim Inder mit meinen Gedanken und mit dem Lonely Planet. Ein Plan entwickelt sich und kurze Zeit spaeter mache ich mich auf den Weg nach Ayuttaya. Es wird schweineheiss. Ich dachte, ich haette mich an die Hitze und Schwuele gewoehnt, doch die 38Grad und 80% Luftfeuchte machen mir zu schaffen. Ich steige ab in einem Laden namens "Tony's Place". Es ist ein gemuetlicher Laden mit einem riesigen Fernseher. Ein Blick in die Zeitung und eine Anfrage garantieren mir einen erstklassigen Platz beim heutigen Monte Carlo Rennen. ..Wieviel Zeit bleibt mir? Es reicht fuer eine Besichtigungstour mit einem Longtail. Fuer die Geschichtsinteressierten: Ayatthaya wurde gegruendet im 13. Jahrhundert und bestand seinerzeit aus einer Insel. Auf dieser Insel wurden im Laufe der naechsten Jahrhunderte Koenige gekroent, Tempel gebaut und wieder abgerissen. Es gibt ueberall "alte Steine" zu sehen. Auf dem Trip lerne ich einen Amerikaner und eine
Deutsche kennen, die zusammen in Berlin leben. Jede Menge Bilder gemacht und ab zurueck zum Guesthouse. Gerade puenktlich zum Rennen! Philipe verliert seine Pol an Luis, und ich lerne einen jungen Englaender kennen, der seine Begeisterung erst mal mit einem Singha kund tut. Nach dem Rennen verfallen wir in einen Verzäll und in jede Menge Bier. An dieser Stelle faellt mir auf, dass ich so gut wie nie was trinke, wenn Barbara da ist.. komisch, oder?

26. Mai 2008 Kamphaeng Phet (24350Km)

Der naechste Punkt auf meiner Liste heisst Umphang, das ziemlich huegelig und schoen sein soll. Irgendwie sehe ich eine Strasse auf meiner Karte, die durch einen Nationalpark fuehren soll. Ich jucke also los. Irgendwann, als ich von der Hauptstrasse abbiegen muss, sehe ich in meiner Richtung die fettesten, schwaerzesten Wolken "ever" (geradeaus ist heiterer Sonnenschein) und ich denke "egal", soweit wie ich komme, soweit komme ich... Es kommt, wie es kommen muss, und ich verbringe wieder 2 Stunden in einem dieser gelben Wartehaeschen. Als der Himmel heller wird, komme ich durch Khlong Lan und biege ab Richtung Nationalpark. Dort erklaert man mir, dass es keine Strasse gibt, und ich muesste ca. 250 km fahren um dort, hinter'm Huegl wieder rauszukommen. Tolle Wurst! Nach einer weiteren Stunde Fahrt komme ich an der Hauptstrasse an, fast an der Stelle, wo ich vor 3 1/2 Stunden abgebogen bin, und die Sonne scheint noch immer.
Kanphaen Phet ist das einzig Erreichbare fuer heute, und als ich da ankomme, finde ich eine Stadt vor, die aehnlich schoen ist wie Pretchuap Kiri Khan. Der Lonely Planet (was waere ich ohne?) empfiehlt ein Guesthouse, das meine Erwartungen bei weitem uebertrifft. Sehr schoen! Der
Besitzer ist ein pensionierter Thailaendischer Firmeninhaber der, ausser mir, noch zwei italienische Gaeste hat. Ausser einem Spaziergang durch die Stadt mache ich nichts und gehe früh schlafen.

27. Mai 2008 Kamphaeng Phet (16 28.7239N, 99 32.1375E)

Die Italiener nehmen mich mit zu einem Lokal zum Fruehstuecken und erzaehlen mir, dass sie heute mit dem Besitzer zu seinem Garten fahren. Ich schliesse mich an, weil es in dieser Stadt sonst wieder nur einen Haufen "alte Steine" gibt. Fabio und ich liegen auf der Ladeflaeche vom Pickup, wir fahren ca. 40 km zum Garten.. was fuer ein Garten! Er hat einen See, Obstplantage, Gaestezimmer und Zeltplatz. Wir verbringen den Tag hier und suchen im 35Grad warmen See nach kuehleren Stroemungen. Des abends auf dem Heimweg regnet es wie aus Eimern, und Fabio und ich liegen auf einem Riesenhaufen Beeren und verstecken uns hinterm Fuehrerhaus um den Wind abzuhalten. Das ganze geht so eine Stunde lang, bis wir im Hotel ankommen und voellig durchnaesst und kalt gehe ich unter die Dusche. Als es aufhoert, gehen wir in eine Bar, wo es Livemusik gibt. Der Knabe an der Klampfe spielt John Denver- und Nat King Cole-Songs. Weil wir alleine sind und weil rauchen verboten ist, kommen wir nicht wirklich in Fahrt, und als der Saenger abgewechselt wird (Thai-Gesaenge), ziehen wir ab.

28. Mai 2008 Mae Sariang (24746Km)

Verabschiedet und weg.. Die Strasse wird huegeliger und schoener zu fahren. Das einzig Bemerkenswerte ist, als ich wieder eine Regenpause mache, sehe ich einen Riesenkrebs durch den Wald laufen. Die Pause dauert mir zu lange, und ich streife erstmalig meinen Regenkombi ueber. Als es meine Zeit ist (gegen 17 Uhr), suche ich ein Hotel in der naechsten Stadt und quartiere mich ein. Ich versuche Geld zu sparen und nehme "was billiges". Es gibt hier keine Touris weit und breit und keiner will mit mir sprechen oder irgendwas zu tun haben. Gegenueber sitzen eine Menge Leute, doch keiner macht irgendwelche Anstalten der Aufmunterung. So bleibe ich alleine und verziehe mich in mein kleines Zimmer. Es ist viel zu warm, der Ventilator macht Krach fuer zehn und die Muecken fressen mich bei lebendigem Leib. Ich baue also mein Innenzelt auf dem Bett auf und stelle den Luefter auf niedrigste Stufe.. haette ich auch ganz ausmachen koennen, denn davon merken kann ich nichts mehr.

29. Mai 2008 Mae Hong Son (24919Km)

Diese Nacht habe ich maximal 2 Stunden geschlafen.. Soviel zum Low Budget. Man kann ja nicht immer Glueck haben. Dann sehe ich den Kadaver eines Vogels an meinem Kuehler.. Gestern war kein guter Tag. Mal sehen, was heute kommt. Die Strasse fuehrt durch die Berge, und es macht Spass zu fahren. In einem kleinen Dorf halte ich zum Essen an und nichts passiert, ausser dem Grinsen und Anstrahlen einer ziemlich gut aussehenden Dame. Aha! Geht doch! Man kann nicht immer nur Pech haben. Viel besser gelaunt donnere ich weiter Richtung Mae Hong Son. Natuerlich regnet's wieder fuer eine Stunde, doch bald komme ich in der Stadt an und freue mich.. die dritte Stadt, die mir auf Anhieb gefaellt. Der LP empfiehlt eine Huettenanlage, die aber geschlossen ist. Doch in der Naehe sehe ich ein kleines Schild "Sang Tong Huts" auf einer Geroellpiste. Durch etwa 200m Geroell komme ich in eine noch viel schoenere Anlage und werde begruesst vom deutschen Besitzer Joachim und seiner R100GS, die im Hof steht. Wir werden uns einig, und ich beziehe eine seiner Huetten, die geraeumig und schoen ist.. sozusagen mitten im Wald.

Spaeter stellt Joachim mir seine Frau vor, und wir trinken und erzaehlen für den Rest des Abends. Dabei erklaert er mir, dass er fuer ein paar Tage nach Chiang Mai muss, und ich so ziemlich alleine waere.

30. Mai 2008 Mae Hong Son (19 18.3810N, 97 57.4645E)

Lange schlafen und die Gegend geniessen. Joachim weist mich ein in die Funktionen der Anlage, wo es was in der Stadt gibt und Tipps fuer so ziemlich alles. Tagsueber in die Stadt zum Essen und Internet. Abends holen wir Kwan (seine Frau) ab und ziehen durch die Kneipen. Anschliessend in den Pool und der Tag ist gelaufen.

31. Mai 2008 Mae Hong Son

Es gibt hier nichts zu berichten.. ich bin voellig alleine, liege nur rum auf meiner Liege auf meiner Terrasse und ab und zu springe ich in den Pool. Abends in die Stadt 'was essen und wieder zurueck. Das war's.

1. Juni 2008 Mae Hong Son

Wie gestern... nur dass heute Waschtag ist... Uebrigens, mit meinem Laptop, iPod und PDA habe ich ueberall Musik und komischerweise vergeht die Zeit ohne Selbstgespraeche

2. Juni 2008 Mae Hong Son

Joachim und ich machen uns auf mit den Mopeds und fahren eine Runde durch die Gegend. Es geht zum Fish-Cave (eine Merkwuerdigkeit: in einer kleinen Hoehle kommt Wasser rein und raus durch ein kleines Loch zum See, die erwachsenen Fische sind aber zu gross um aus dem Loch wieder rauszuschwimmen und sind gefangen), dann zum Koenigspalast wo Himself einige Leoparden und sonstige Tiere haelt (dabei erzaehlt mir Joachim von der Koenigsfamilie, wobei der Sohn nicht "ohne" ist), zu einer Teeplantage mit Teeprobe im Dorf. Wir versuchen nach Myanmar ueber einen Feldweg zu kommen doch der freundliche Soldat will uns nicht durchlassen, dann zu einer Heißwasserquelle mit Heilschlamm und zu Reisfeldern und so allerlei. Abends versammeln wir uns am Laptop, und ich zeige Bilder und erzaehle Geschichten aus Afrika.

3. Juni 2008 Mae Hong Son

ich trinke den ganzen Vormittag Kaffee und lese 'was. Tagsueber in die Stadt, wie immer, essen und Internet. Dieses Mal was laenger und abends wieder am Pool und entspannt da sein.

4. Juni 2008 Chiang Mai (25286Km)

Der Abschied war diesmal nicht so einfach, aber die Visa-Situation zwingt mich zu gehen. Es bleiben mir noch 15 Tage und ca. 2000Km in Thailand fuer jetzt.

Die Bergstraßen sind mal wieder klasse. In Pai angekommen zuckele ich durch die Seitenstraßen um mir ein Ueberblick zu verschaffen. Beim besten Willen kann ich nichts sehen, was erwaehnenswert waere. Nun denn, weiter.. es geht zum 2. Mal ueber einen 1400er und bald regnet es wieder. mit durchnittlich 30 km/h zuckele ich bis Chiang Mai, wo der Regen aufhoert. Joachim hat mir eine Adresse gegeben von einem Geusthouse, das von einer deutschen Frau (Thedda) gefuehrt wird, wo ich nach einigem Suchen eintrudele. Hier bin ich wieder alleine, und der Regen faengt wieder an. Waehrend einer Pause ziehe ich in die Stadt und kaufe mir ein paar Videos - u.a. den neuen Indiana Jones.

5. Juni 2008 Chiang Mai

Der Morgen faengt bewoelkt an, und ich frage mich, ob ich es trocken bis in die Stadt schaffe. Ja. Ich schaffe es in die Stadt, doch dann wird's wieder nass. Die Zeit ueberbruecke ich im Netz, und als es aufhoert, spaziere ich durch die Stadt. Hier wundere ich mich wieder, was alle an dieser Stadt finden. Es gibt eine Unmenge an Tempeln, die nicht viel anders aussehen wie sonstwo im Land. Im Uebrigen gibt es einen Tag-Markt und einen Nacht-Markt. Alles wirkt wie eine grosse Einkaufsstraße, wo man allerlei Ramsch kaufen kann. Vermutlich geht's hier in den Kneipen richtig ab, doch solange es weiter regnet, werde ich mich nicht auf diesen Weg machen. So bleibe ich alleine und schreibe diesen Bericht..

6. Juni 2008 Chiang Mai

Ich checke die Highlights dieser Stadt und bin eigentlich wenig beeindruckt. Es ist moeglich den ganzen Tag rumzulaufen und mit keinem Menschen zu sprechen.... Es regnet immer wieder fuer eine Stunde, und dann bin ich gefangen, wo ich eben grade bin. Des abends checke ich die "Brasserie" auf Empfehlung Joachims. Dort spielt eine Band mit dem Gitarristen "Took". Er spielt Stuecke von Hendrix, Clapton und Pink Floyd. Es ist so gut, dass mir fast Traenen in die Augen schiessen.. ich behaupte, besser als die Originale! Der Nachteil ist: er faengt erst gegen 23:30 an und ausser mir sind nur noch 5 andere Gaeste in der Bar. Ich komme in's Gespraech mit ein paar Tagestouris, doch richtig interessieren die mich nicht. So langsam bekomme ich die Faxen dicke und beschliesse eine grundlegende Aenderung meines Plans: Psychologisch positiv wäre es fuer mich, wenn ich wüsste, ich befinde mich auf dem Nachhauseweg. Die Mongolei wäre jetzt wettertechnisch befahrbar...

Die Straßenbedingungen in Laos, Vietnam und Kambodscha sind wesentlich schlechter als in Thailand und es regnet andauernd... das macht keinen Spass! Also: raus hier und nach Hause!

7. Juni 2008 Chiang Mai

Am Morgen finde ich die Telefonnummern einiger Logistikunternehmen. Doch die Gepraeche laufen aus mit voelligem Unverstaendnis oder mit "ruf Montag wieder an" Den ganzen Tag lungere ich rum und lese. Abends checke ich wieder die Laeden, wo "normale" Leute hingehen. Es passiert wieder nichts... es ist wie verhext! Ob ich stinke?

Vielleicht ein paar Worte zu den "normalen Leuten": Es widert mich an, wenn ich diese ganzen 70 Jaehrigen sehe, die mit 20 Jaehrigen (oder juengeren) Thai-Maedels rumlaufen. Es sind aber nicht nur die Rentner, sondern jeder maennliche Europäer scheint hier ein solches Maedel abzugreifen. Dies geschieht ruck-zuck, wenn man in der Innenstadt in eine beliebige Kneipe geht. Man ist dort sozusagen darauf ausgerichtet. Ich stelle mir vor, dass die "normalen" Einheimischen mich automatisch genauso einstufen und alleine schon deswegen den Kontakt scheuen.

8. Juni 2008 Chiang Mai

Nichts... ein Spaziergang am wirklich grossen Markt. Internet (wie immer) und weitere Lokale checken... es muss doch moeglich sein, Jemanden kennenzulernen! Aber, wieder nichts. ein bisschen frustriert kaufe ich die erste Staffel von "Friends" und gucke den Rest des Tages fern. Mein Magen fuehlt sich zudem miserabel an. So richtig Spass macht mir das alles nicht.

9. Juni 2008 Chiang Mai

Die Firma Schenker ist ein deutsches Unternehmen mit einer Filliale in Chiang Mai. Die Frau wirkt wirklich kompetent und mir werden Angebote unterbreitet ueber China nach Ulan Bator. Einzelheiten muessen jedoch mit China geklaert werden, und ich denke: OK! Jetzt geht's nach Hause! ...Gott sei Dank! In der Zwischenzeit loten wir andere Moeglichkeiten aus, wie z.B. ueber Korea, ueber Japan und ueber Nepal. Alles scheint entweder unglaublich schwierig oder unglaublich lange zu dauern. Naja, es wird schon gut gehen... Mir wird mitgeteilt, dass mein thailaendischer Fahrzeugführerschein seit 3 Wochen abgelaufen sei, und damit stehen 466000 Baht auf dem Spiel. Mir wird schlecht... und es bleibt so für den Rest des Tages.

Tagsueber sitze ich nur rum und lese. Im Guesthouse ist kein Mensch, und ich habe das Gefuehl, dass ich bald mit Selbstgespraechen anfange. Abends gehe ich zu Took in die Brasserie, doch sein Drummer ist in Bangkok bei einem Wettbewerb, und es gibt keine Musik. Nebenan trinke ich auch ein Bier, doch wieder keine Kontakte. Mein Wunsch nach Hause zu fahren wird immer groeßer.

10. Juni 2008 Chiang Mai

Meine heutige Aufgabe lautet: zum Zoll meine Fahrzeugpapiere verlaengern. Thedda und ein weitererdeutscher Gast berichten mir den ganzen Morgen über von Horrorgeschichten bzgl. Korruption, und mein Magen bleibt auf dem Niveau von gestern. Es nutzt nichts.. ich muss los. Ich taste mich vor bis zum Zolloffice und werde sowas von hoeflich und zuvorkommend behandelt, dass ich meinen ersten Glueckstag seit langem ahne. Die Strafe von 1000 Baht zahle ich gerne und komme froh gelaunt beim Logistiker Schenker an. Hier gibt es keine Neuigkeiten, und wir warten auf eine Antwort aus der Filiale in Bejing. Ich wandere dann noch was durch die Stadt... es regnet wieder... ich lerne wieder niemanden kennen.. irgendwie ist doch nichts mit dem Glueckstag. Zumal ich hier gefesselt bin, bis ich neue Informationen habe. An einer Ecke kaufe ich die 2. Staffel von Friends und es wird ein Abend am Rechner.

11. Juni 2008 Chiang Mai

Wieder Hiobsbotschaften bzgl. Mopedtransport: Es gibt Fluege und Schiffe, in Verbindung mit Zuegen und LKWs, die meine AT nach Ulan Bator bringen. Doch alles scheint durch China zu gehen. Neu ist, dass die Chinesen jetzt eine Genehmigung seitens des chinesischen Zolls plus einem Visum des Besitzers (trotzdem, dass ich gar nicht einreise) haben wollen. Dies alles zu bekommen scheint jedoch unmoeglich zu sein. Meine Ueberzeugung ist, dass es in der kurzen Zeit unmoeglich ist. Also: No Go!

Koean Air transportiert keine gefaehrlichen Gueter. Boote scheinen ewig lange (mind. 4 Wochen) zu brauchen. Mein Plan scheint zu scheitern. Tagsueber wandere ich wieder durch die Stadt. Lerne wieder niemanden kennen und langweile mich im Grunde. Abends gehe ich erstmalig in einen dieser Laeden, die es ueberall in der Innenstadt gibt. In jeder Bar (Bar heisst: Kneipe mit Billardtisch... nicht das, was ihr denkt!) stehen mindestens 5 Maedels und winken mich rein. Im Moment ist hier Low Season und ich bin voellig verwirrt vom Angebot, das schier unueberblickbar ist. Gesellschaft habe ich schon, bevor ich mich hinsetze... na, das wird ja mal was. Waehrend die Dame sich verbal herantastet um herauszufinden, was ich hoeren will, schmunzele ich amuesiert. Das macht ihr nichts aus, und sie probiert weiter. Ich muss gestehen, dass ich ueberascht bin, wie sehr es mir gefallen hat, als ich tatsaechlich das Richtige zu hoeren bekam.. hmmm... kann man mal sehen. Meine Gedanken wandern nach Deutschland und die Lage beruhigt sich.

12. Juni 2008 Chiang Mai

Internet und telefonieren... meine Guete, ich krieg langsam eine Krise, weil die Leute, mit denen ich spreche, mir dauernd erzaehlen, das nix geht. Es kann einfach nicht sein, dass ich meine AT nicht aus diesem Land rauskriege. Es ist wie im "richtigen" Leben: Wenn man den Leuten nicht gegenueber steht, wird man immer gerne abgewimmelt. Nur, dafuer nochmal nach Bangkok? Ich entschliesse mich zu folgendem Vorgehen: wenn morgen keine Loesung fuer die Mongolei gefunden wird, mache ich meine Asientour wie geplant weiter und fliege von Bangkok nach Hause in 3 Monaten. Den Abend verbringe ich wieder in einem dieser Laeden von gestern. Ich lerne wieder niemanden kennen, doch meinem Magen geht es besser, weil ich die Biersorte gewechselt habe. Erwaehnenswert ist, dass ich die spendierten Drinks wieder reinhole beim Billiard spielen... ich werde richtig gut.

13. Juni 2008 Chiang Mai

Freitag der 13. heisst es am Morgen und verspricht eigentlich nur Boeses.. doch unbeirrt mache ich mich auf den Weg zum Logistiker um DIE Entscheidung zu faellen. Die Motivation war bisher nicht der Bringer bei diesen Leuten. Doch allmaehlich werde ich sauer und brause ein wenig auf.. Ploetzlich ist es kein Problem ein Boot nach Japan zu finden und zu buchen. In 2 Stunden koennte ich meine AT abliefern um das Boot am Dienstag zu schaffen. Das Ganze noch zum annehmbaren Preis und siehe da: es geht doch! Am 24. Juni bin ich in Japan (So Gott will)!!!

In der Zwischenzeit kann ich in die Hauptstadt von Laos fliegen und dort ein russisches Visum beantragen.

14. Juni 2008 Chiang Mai

Den ganzen Morgen verfallen Thedda (meine Guesthouse-Wirtin) und ich in einen Verzäll bis mittags Luisella (kennengelernt in Kampaeng Phet) anruft. Da bin ich ziemlich froh, weil sie seit ueber einem Jahr in Chiang Mai wohnt und mir die besten Laeden zeigen kann. Unter anderem zeigt sie mir ein Reisebuero, wo ich einen Flug nach Laos buche und Erkundigungen ueber den Flug nach Osaka einhole. Abends ziehe ich wieder in meine gewohnten Schuppen mit Livebands und ohne "Ladys". Erstmalig komme ich in Kontakt mit "echten" Thais. Weil jeder jeden zu kennen scheint, wirkt es wie eine Lawine, und ploetzlich kenne ich auch alle. Der Abend wird zum besten Abend in Thailand bisher! ...super... jetzt wo ich den Flug schon gebucht habe, wird's endlich schoen.. so'n Mist!