Donnerstag, 2. Oktober 2008

Fast zuhause

Privet again!

Dies ist wahrscheinlich der letzte Bericht von dieser Reise. Es sind nur noch 1200km abzureissen und ist eigentlich in einem Tag zu schaffen. Ich habe aber noch Zeit bis der Altag beginnt und bleibe bei meiner Tante in Zvolen.

Am Samstagfrueh (4.10.) plane ich in Prag zu sein um die Stadt zu besichtigen und Sonntag die letzten 700km nachhause. Hat denn jemand Lust auf ein Tourchen am Sonntag? Oder gar auf eine Stadtbesichting in Prag? Ich will meine Handynummer hier nicht veroeffentlichen, aber der wird aufzutreiben sein und wir koennten kurzfristig was klar machen. In Prag pruefe ich meine Mails zum letzten mal vor Koeln.

Vor gar nicht alzulanger Zeit habe ich mir sehnsuechtig vorgestellt wie ich nachhause komme und die ganz leckeren Sachen abgreife. Doch je naeher ich komme, wird das Essen immer besser. Mittlereweile bin ich wieder gesaettigt mit Wurst und Braten dass das Essen in Deutschland nicht mehr im Vordergrund steht. Waehrend ich diesen Bericht schreibe, sitze ich bei meiner Tante in der Slowakei und werde abgefuettert was das Zeug haellt.

Vom letzten Bericht habe ich einige sehr nette Bemerkungen bekommen bzgl. meine philosophischen Ausfuehrungen. Hey, kein Thema, hier kommt noch eine..
In allen Berichten habe ich ueber freundliche Menschen gesprochen und irgendwie draengt sich die Frage auf: Warum faellt mir das so auf? Sind die Leute bei uns nicht so freundlich? Was bedeutet dieses "freundlich" ueberhaupt? Auf keinem Fall moechte ich sagen dass die Leute bei uns nicht freundlich sind. ..nur, was ist das?
An der Grenze hatte ich mit einer Mongolin hierueber ein Gespraech. Als ich sagte dass die Mongolen nicht die freundlichsten Menschen waeren, sagte sie ich woellte nur bedient werden... stimmt das? Ist Freundlichkeit wenn man alles umsonst bekommt? Nein! ich will nicht alles umsonst, ich will auch nichts geschenkt bekommen. Es ist die Art behandelt zu werden. Ein Laecheln, Interesse, Hilfe und Vertrauen. Voellig erstaunlich wird's wenn ich nach Kiew komme. Ein Freund von Sergje (Samara) holt mich vom McDonnalds ab, bringt mich zu seiner Wohnung, haendigt mir seinen Schluessel aus und faehrt ueber's Wochenende weg! Wie krass ist das? gerade 10 minunten gesehen und ich habe seine Wohnung. In diesem Fall kostet es ihm gar nichts ausser Vertrauen und ein bisschen Waschpulver fuer's Bettzeug. Wieviele Leute kennst Du, die einem Wildfremden in 20km Entfernung nur abholen? Vielleicht mache ich ein besonders vertrauenserweckenden Eindruck..? Oder ist es eine eingeschworene Biker-Mentalitaet. Wenn ja, haben wir das auch? Ich werd' mich diesbzgl. in diversen Biker-Klubs kundig machen wenn ich daheim bin.. wie soll ich sonst mit meinem Gewissen klar kommen bei all diesen Erfahrungen?

Vielleicht ein paar Worte noch zu Moskau und Russland.. Moskau hat mit Russland, praktisch nichts zu tun. Wenn einer nur in Moskau war, hat er von Russland nichts gesehen. Es ist wie ein anderes Land. Fraglich wird die Regierung die scheinbar alles fuer die naechste Umgebung tut und extrem wenig fuer was-immer-da-draussen-sein-mag.
Von all den vielen Informationen die ich bekommen habe, ist am tiefsten haengengeblieben: Die Preise fuer Wohnungen und Haeuser. eine 50qm Wohnung mit haesslicher Aussenfassade in einem 50 Familienhaus kostet um die 1 MILLION DOLLAR in Moskau... wir sprechen von 12km Entfernung von der Innenstadt. In Samara kostet die gleiche Wohnung 750.000US$ Kaum zu glauben. Der Hammer kommt wenn man die Zinslage kennt. Hypothekenzinsen betragen hier um die 20%. Da reicht doch ein Leben nicht aus um die Wohnung zu bezahlen.

Was gibt's noch? Es faellt auf dass einiges an Alkohol geflossen ist. Was soll ich sagen? so war es!

Ich hoffe in den Berichten meine Reise einigermassen nahe gebracht zu haben und freue mich ueber die Mails und Teilnahme von vielen Freunden. Das gute an Reiseberichten ist, dass wenn man gelangweilt ist, man einfach ausschalten kann. Vielleicht schreibe ich doch noch ein Abschlussbericht mit einem Resume ueber alles, inklusive die Tage danach.. mal sehen.
dae leeven Jung

Und so geht's weiter....

13.09.2008 Camp im Altai (15 47.9420N; 86 0.2897E)
Weiterhin werde ich abgefuettert von der netten Wirtin. Ich hab noch einige Tigris in der Tasche und denke ich werd's wohl beim Tanken los, doch es gibt nur 5 Liter in dieser Ansammlung von Haueser. Die Grenze sollte um 9 Oeffnen aber es wird trotzdem 10:30 bis ich an einem Imigrationsoffizier gerate. Er erzaehlt mir dass ich illigal im Land bin und mueste deshalb 200,000 Tigris Strafe bezahlen. Als Amerikaner gibts nicht nur Nachteile, sondern ich kann 90 Tage in der Mongolei verweilen ohne Visa. Das Kleingedruckte habe ich scheinbar ueberlesen das sagt dass ich mich innerhalb von 7 Tagen registrieren lassen muss. Ob's wahr ist, weis ich nicht, jedenfalls zanke ich mich ziemlich rum und wir einigen uns auf die Haelfte (58EUR). Ich werde meine Tigris eben so los und zusaetzliche 28US$! Auf der russischen seite komme ich puenktlich zum Mittagsessen an und warte weitere 2 Stunden. Die Abwicklung ging fuer russische Verhaeltnisse ziemlich schnell (unter 1 Stunde!) und habe nichts bezahlt! ..noch nicht einmal eine Versicherung.
Ahh.. Asphalt... Ich stelle fest das meine Radlager (vorne) nicht mehr die besten sind und jucke mit 100km/h durch die Altai Region. Es ist wie im Schwarzwald.. nur wilder. Soll heissen dass ueberall Pferde und Kuehe rum laufen und die Baeume wirken nicht so aufgeraeumt. Es wird herbst! Hier ist das Gras hoch und saftig, Es gibt Laubbaeume deren Blaetter gelb und rot werden. Die Strasse fuehrt entlang einem Fluss dass ueberall idyllisch wirkt. Ich bin nicht sonderlich schnell, doch es ist so entspannend im ruhigen Donnern. Fast zu ruhig. Ich glaube ich muss oefters Pausen machen damit ich nicht einschlafe. In den vielen kleinen Ortschaften gibt es keine Hotels und ich schlage mein Zelt auf, irgendwo an einem der vielen idylischen Plaetzen.
Ich weis auch nicht... von Zeit zu Zeit mache ich ziemlich bloede sachen.. An diesem Platz liegen genuegende Aeste und Holz rum, doch es ist alles triefend Nass. Nebenbei erwaent, sind's 3 Grad des Nachts und ich friere wie nie. Anyway, nachdem ich 1 Liter Benzin ueber's Holz gekippt habe, ist noch immer keine Glut zu sehen. Ich stelle also mein Benzinkocher an und lege es unter's Holz... das haette ich nicht tun sollen.. das Ding wird maechtig heis und wird ziemlich laut. Dann mit einem KNALL explodiert es und wie eine Rakete zischt es ab DURCH das Zelt und wurde seitdem nie mehr gesehen. Gar nicht auszudenken was alles haette passieren koennen! Jedenfalls habe ich jetzt genuegend Glut und bereue es erst morgens wo's kein heissen Kaffe gibt.
14.09.2008 Nowosibirsk
Es ist schweinekalt! Alle meine Sachen habe ich an, doch es nutzt nichts. Toll ist, dass die Glut noch heis ist und so sitze ich wieder 3 Stunden (6-9) vor dem Feuer. Na gut, ich hab dann eben nur 3 Stunden geschlafen und fuehle mich miserable. Meine AT sieht nach Eisfach aus mit den ganzen Reif und so.. Nach einer Stunde Fahrt halte ich in einem Cafe und treffe auf ein Sued-Afrika Paerchen. Nach einer weiteren Stunde ist die Temperatur schon bei 15 Grad und ich donnere weiter. 600 km und 8 Stunden spaeter bin ich in Nowosibirsk. Ich halte wieder in einem Cafe und die junge Kellnerin weicht mir nicht von der Seite. Sie spricht halt gerne englisch... Aus Vladivostok habe ich eine Telefonnummer vom hiesigen MC und Kate (Kellnerin) ruft da an. Ich werde bald abgeholt heisst es. Jetzt kommt ein junger Russe an und schuettet mir sein Herz aus ueber seine Verflossene und bittet um Rat wie er denn jetzt mit seinen Schmerzen klar kommen soll. Er haellt die Idee, mit einen Fremden in einer anderen Sprache zu reden, fuer gut. Kaum ist er weg steht Kate wieder an meiner Seite und quatscht drauf los was das Zeug haellt. Mir gefaellt dieser laden! Nach 30 min. kommt Artyom mit seinem 1100er Shadow an und nimmt mich mit zu einem Freund der Platz fuer mich hat. Dort hat die Frau eine Geburtstagsparty und 20min spaeter sitzen wir zu 10. in einer Sauna! Wenn das nicht abgefahren ist, dann weis ich's auch nicht! Aus der Sauna und abgefuettert werden meine Augen (ueberhaupt alles) immer schwerer. Das Bier tut das uebrige und ich kann mich kaum wach halten. Mein Schlafplatz ist aber in diesem Raum wo alle sitzen. Es dauert eben.. wie schlimm.. diese Leute sind so herzlich und es gibt viel zu lachen. Die Muedigkeit draengt sich ein bisschen in den Hintergrund und es wird spaet.
15.09.2008 Nowosibirsk
Ich bin weitgehends alleine weil heute alle arbeiten und zur Schule gehen muessen. Ich wechsele die Radlager und kuemmere mich ein bisschen um meine geschundene AT. Es gibt eine Warme Dusche und eine Waschmaschine. Herrlich! Des weiteren, nutze ich die Zeit hier ein bisschen zu schreiben. Mir ist ganz komisch.. es wird irgendwie schwierig mit den vielen Eindruecken klar zu kommen die in so kurzer Zeit folgen. Des Abends kommt Sergje und wir gucken und Bilder an und erzaehlen behelfsmaessig ein bisschen bis zum Schlafen gehen.
16.09.2008 Omsk
Wieder steht Abschied an. Ich schaeme mich ein bisschen wenn ich sehe wie freundlich und herzlich diese Leute sind. Artyum holt mich ab und lotst mich durch die Stadt zur Fernstrasse (toll, nee?) Es geht jetzt nach Omsk, aber nicht bevor ich eine Kontaktnummer von Artyum bekomme. Es ist kalt und feucht und ich friere ein bisschen waehrend der Fahrt. Irgendwie denke ich an einem LKW oder sonstwie weiterzukommen zumal das Uralgebirge noch bevorsteht wo alle sagen dass es noch viel kaelter waere. Was auch immer an mir vorbeizieht, ich krieg's nicht mit weil meine Augen nur auf dem Tacho und die Uhr kleben. Relativ zuegig komme ich in Omsk an und halte an einem grossen Kinokomplex. Dort versuche ich diese Nummer, doch keiner geht ran. Artyum versucht ebenfalls sein bestes diesen Alexander zu erreichen, doch ohne Erfolg. Dieser Prozess dauert gute 3 Stunden und mittlereweile ist es richtig kalt, nass und dunkel. Ich quatsche einen Taxifahrer an der mich zu einem Hotel lotsen soll. Waehrend ich meine AT hole, steigen irgendwie 2 Typen ein und sagen ich sollte sie folgen, sie wuessten ein gutes Hotel. Mir wird's komisch als wir immer weiter aus der Stadt fahren und so richtig komisch wird's wenn ich eine Nacht in einem Stundenhotel bezahle. Es handelt sich um ein 3 Zimmer Apartment das nur fuer eins ausgelegt ist.. so mit Whirlpool und diversen Einrichtungen. Ich find's ziemlich cool zumal es sauber und einigermassen bezahlbar ist. Schade ist, dass ich alleine bin.. Ach ja, ein weiterer Vorteil ist dass ich keine verdammte Registrierung brauche.

17.09.2008 Omsk
Des Nachts haben sich wohl einige Leute an meine AT zu schaffen gemacht.. sie scheint ein paar mal umgefallen zu sein und alle Schalter und Zuege sind schwergaengig. Vielleicht ist es auch nur die Kaelte.. es heisst ja nicht umsonst "Africa Twin" und nicht "Sibiria Twin". Jedenfalls steht sie auf dem Staender womit bewiesen ist, dass, wer-immer-das-war, soviel Anstand hatte.
Meine Landkarte ist ziemlich grob und zeigt eine fette Strasse nach Westen durch Kasachkstan und eine kleinere Strasse nordwestlich durch so'n paar kleinere Orte. Durch Kasachkstan will ich nicht und verfranse mich voellich in 150km Entfernung an einem Fluss und Faehre und die Strassen hoeren hier ebenfalls auf. Jeder, mit dem ich spreche sagt mir ich muesste zurueck nach Omsk und scheinbar gibt es eine "rote" Strasse entlang der Grenze. Den ganzen Morgen sind's etwa 4Grad und feucht... es macht wieder Spass.. man, wat'n Sch.. Um Omsk finde ich diese Strasse aber ich bin so durchgefrohren und hungrig dass ich in einem der vielen Cafe's halte. Wie ein Hauefchen Elend sitze ich auf meinem Stuhl und werde angesprochen von Akop. Akop besitzt in der Naehe eine Holzbearbeitungs Fima. Er laedt mich ein und ich lande bei den freundlichsten Menschen. "Gott haette mich geschickt", so sein Glauben! Ich bekomme einen Schlafplatz, eine beheizte Garage, Internet.. so ziemlich alles was das Herz begehrt. Zwischen den Geschaeftsmeetings zeige ich Bilder und erzaehle Geschichten. Akop ist auch Biker und trauemt seit langem von einer solchen Reise. Ein LKW macht von sich sprechen der mich und meine AT fuer kleines Geld nach Samara (westlich vom Ural) bringen will. Naja, im Laufe des Nachmittags wird er wieder fluechtig. Akop und seine Leute kuemmern sich um eine Zugfahrt fuer den naechsten Tag. Was mit "kuemmern" gemeint ist erfahre ich erst morgen. Abends gehen wir zu einem Armenischen Restaurant wo es Fisch und Schwein gibt.. mmhh, lecker! Zur Firma fahren wir nach dem Bier nicht mehr und uebernachten in Akop's Wohnung.
18.09.2008 Irgendwo im Zug
Akop ist Geschaeftsman und somit sind wir um 6 aus den Federn und machen uns auf dem Weg zu einem Fruehstuecksladen. Die Leute vom Bahnhof sind sich nicht einig ob ich eine Kiste fuer's Moped brauche oder nicht. Jedenfalls, recht bald schlagen wir da auf und entleeren den Tank (den ich natuerlich gestern erst gefuellt habe). Dieser Prozess dauert weil ich nur ein kleines Schlaeuchelchen habe und 40liter drinn habe. Waehrend dieser Zeit kommen verschiedene Leute vorbei und einige habe Vodka dabei das gegen die Kaelte sehr gut sein soll. Meine Speiseroehre brennt wie verueckt, doch waermer wird's mir nicht. Eine geschenkte Flasche kann ich nicht abwehren und so vergeht die Zeit. Dann zum Gepaeckwagon.. Es geht hierbei um einen leeren Wagon mit einer Einstiegshoehe von einem Meter. Irgendwie war's kein Problem 250kg da hoch zu kriegen.. Vodka macht stark! Wir haben noch ein paar Stunden bis zur Abfahrt und wir fahren zurueck zur Firma. Dort kann ich endlich meinen Mongolei-Bericht absetzen. Von Akop hatte ich mich bereits verabschiedet weil er noch einge Meetings vor sich hat. Von der gesamtem Firmen-Crew verabschiedet und ab zur Bahn. Ich werde foermlich an der Hand genommen und kann (darf) nichts alleine machen. BTW (by the way), die Bahnhoefe in Russland sind immer beeindruckend mit grossen Hallen und viel Marmor. Selbst bis zum Abteil und zu meinem Platz werde ich gefuehrt. Wahnsinn! Der Zug faehrt irgendwann los und ich bin in einem 4-Man-Schlafabteil mit einer netten Frau aus Jakustk. Sie spricht nur Russisch, womit unsere Geschpraeche selten sind mit Gebaerdensprache werden. Es wird Abend und waehrend ich so daliege und lese werde ich von zwei Damen vom Speisewagen angestupst. Sie zerren mich zum Speisewagen und wollen Bier und Vodka trinken. Es ist ziemlich deutlich dass hier eine Abzocke im Gange ist, aber ich hab gar nichts fuer den Zug bezahlt! und ueberhaupt.. habe ich seit einigen Tagen kein Geld ausgegeben. ehrlich gesagt ist's mir egal dass ich ein bisschen mehr als 60 Euro fuer den Abend gelatzt hab. Die Versuche an meinem Portmonaie zu kommen habe ich gemerkt und fand's irgendwie lustig es unauffaellig schwierig (unmoeglich) zu machen. Viel trinken und trotzdem aufpassen kann ich immer besser.
19.09.2008 Samara
Die Heizung steht irgendwie auf 500Grad im Zug und ich schwitze wie bloed. So geht es den ganzen Morgen und den ganzen Tag. Es passiert nichts interessantes bis Ufa als meine Zellenkumpanin aussteigt und Oleg einsteigt. Er spricht englisch und ist Getraenkegrosshaendler. Wieder geht's los mit Bilder (er hat auch ein Laptop dabei) und Geschichten. BTW, seit Nowosibirsk wollen alle irgendwie kopien meiner Bilder. Im Zug sende ich die ersten SMSs nach Samara zu Sergje. Sergje habe ich auf der Strecke Khabarovsk-Cita kennengelernt. Seine Freundin spricht prima englisch und wir vereinbaren ein Treffen am Bahnhof. Dort angekommen, gibt's das gleiche Thema mit der (diesmal) Ausstiegshoehe von einem Meter. Hatte ich erwaehnt dass Oleg eine Flasche Jack Daniels dabei hat? Jedenfalls, war auch das kein Problem. Oleg verabschiedet sich und Wir fahren zu der Garage von Sergje. Dort sitzen schon 6 Man die bereits einige Zeit an der Flasche haengen. Wieder wird's lustig und Anton nimmt mich spaeter mit zu seiner Wohnung (es sind schon 2 Uhr morgens).
20.09.2008 Samara
Am Morgen holt mich Sergje ab und wir zockeln zu Elena, seiner Freundin. Sie war in der amerianische Botschaft beschaeftigt und spricht besser englsch als ich. Sie ist ausserdem noch Kuenstlerin und zeigt mir ihre beeindruckenden Bilder. Die Zeit vergeht irgendwie rasend schnell. In Samara gibt's das erste McDonnalds seit Japan und mein Wunsch wird entsprochen dorthin zu gehen. Mir wird erzaehlt dass die Russen keine Big Macs moegen, doch die anwesenden 2000 Leute reden eine andere Sprache. Weil's so voll ist, essen wir im nahegelgenen Park am Fluss. Es wird wieder spaet fuer den naechsten Termin: eine Hochzeitsfeier irgendwo ausserhalb der Stadt am Fluss (Wolga). Von hier will ich nur eins sagen; dies ist die beste Party fuer mich seit mehr als 20 Jahren! 21.09.2008 Samara
Der Morgen ist schwer.. alles tut weh, selbst die Haare.. Zum Glueck habe ich Kaffee dabei und einen Wasserkocher finden wir irgendwo. Danach geht's eigentlich. Die ersten trinken schon wieder Vodka.. man, manche sind eben voellig schmerzfrei. Es wird eine Fischsuppe gekocht und wir verbringen den Morgen ruhig, in sich gekehrt, beim Verzell am Fluss. Am Nachmittag kuemmern wir uns um die Mopeds. Meine Speichen sind noch immer nicht richtig fest.. ueberhaupt scheint mein Vorderrad nicht mehr ganz rund zu sein. Die Zuege und Schalter (seit Omsk) gerichtet und schon ist alles wie es soll. Eine fette Harley will nicht anspringen und wir beschaeftigen uns damit ein wenig. Hinterher gehen wir mit alle Man essen und spaeter werde ich wieder bei Anton abgeladen. Dort wieder Bilder kopieren und entspannt fernsehen, man bin ich fertig!
22.09.2008 Moskau
Wieder ein schwerer Abschied... Anton, Sergje, Elena, Sascha.. Vielen Dank!! Man, man, geht das immer so weiter?
Rechtzeitig zum Berufsverkehr zockele ich los und erreiche nach einiger Zeit die Fernstrasse M5. Die Temperaturen sind absolut vertraeglich und mehr oder minder erreignisslos spule ich die 1100km ab. BTW, ich glaube den Titel: "Eisenarsch" bekommt man erst nach 1600km. Den habe ich seit Spanien '84. und zuletzt verteidigt in Aegypten.
Gegen 21:30, BTW, in den letzten Tagen gab's immer eine neue Zeitzone, erreiche ich die BP Tanke in Moskau wo ich Alexander und Dennis treffe. Dies sind Freunde von Sascha aus Samara. Dort werde ich bis zur Wohnung von Alex eskortiert. An der Tanke noch ein paar Bier gekauft und in der Kueche besprechen wir die Plaene fuer die naechste Zeit. Ich mache mich im Wohnzimmer breit und der Tag endet schon nach 23 Uhr. Alexander ist ein toller Typ der schon des oefteren Biker aufgenommen hat und er erzaehlt viele Geschichten. Er selbst faehrt eine LC8 (KTM 990).
23.09.2008 Moskau
Der Tag beginnt als Iona (Alex's 3 jaehrige Tochter) in's Wohnzimmer kommt und unaufhoerlich babelt. Sehr bald springt sie auf mir rum, wir haben Spass. Anna (Alex's Frau) macht uns Fruehstueck und bald geht's zur Innenstadt zum extreme-sigthseeing. Fuer Motorradfahrer gibt's scheinbar keine Verkehrsregeln in Moskau und so haben wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 110 in der Stadt (Trotz Verkehr). Es geht zur Kreml und zum roten Platz und ueberhaupt ueberall hin. Wir gehen nirgends rein denn das Wetter ist herrlich. Wir spulen um die 200km ab innerhalb der Stadt! Es gibt eine Bruecke, von der aus man eine tolle Sicht ueber die Innenstadt hat, wo man sich trifft. Es ist nahe der Universitaet und jeden Tag trudeln so um die 150 Motorraeder ein und man haellt ein Verzaehl. Dort fahren wir ebenfalls hin fuer eine Weile. An der Tanke holen wir wieder ein paar Bier und JD. Der Rest des Abends verbringen wir wieder in der Kueche von Anna und Alex und gucken uns Bilder und erzaehlen Geschichten.
24.09.2008 Moskau
Der Plan war nach ein paar Reifen Ausschau zu halten und so.. doch ich denke dass ich prima nachhause komme mit den TKCs von der Mongolei. Wir ziehen wieder in die Stadt zu verschiedenen Lokalen. Anna laesst es sich nicht nehmen mitzufahren und wir fahren mal hier, mal dahin.. natuerlich im highspeed. Irgendwann landen wir in einem Laden der "Sexton" hiesst. Es gehoert der groessten MC in Russland, den "Night Wolves". Ein Gelaende wie aus "Mad Max" ausgeschnitten. Vielleicht hat man den Film sogar hier gedreht. Jedenfalls abgefahren! Jetzt wo ich hier bin, weis ich dass ich mir ein paar Leute suchen werde fuer naechstes Jahr um eine 10-Tagestour hierhin zu fahren.. echt der Wahnsinn! Umso komischer wirkt es wenn wir spaeter an dieser Bruecke kommen (wo wieder 200 Mopeds zu sehen sind) und die Leute einfach rumstehen.. wo sie doch viel besser bei den "Night Wolves" waeren, wo es Bier, Musik und diese geile Umgebung gibt. Hinterher suchen wir verschiedene Laeden auf die Sexton nicht toppen koennen. Wir fahren zum Nordosten und zum nordwesten der Stadt.. es geht, glaub' ich darum moeglischt viel Sprit zu verfahren. BTW, der Sprit kostet um 1$.
Der Tag endet wieder in der Kueche.
25.09.2008 ca. 50km hinter der Grenze von Ukraine
und wieder ein Abschied... Aber diesmal bin ich sicher dass wir uns wieder sehen. Jedenfalls komme ich erst spaet los (gegen 12) und donnere der breiten, autobahn aehnliche Strasse gen suedwesten nach Ukraine. Weil es schon so spaet ist, peile ich einen Ort an namens Bryansk. Dort soll es ausserdem noch ein Kloster und ein Glasmuseum geben. Als ich dort ankomme, gibt es keineerlei Schilder.. auch nicht fuer Hotels oder hier: Gastriza genannt. Der Taxifahrer erklaert das es noch nie Schilder gegeben haette und dass sowieso alles geschlossen hat. Ein Hotel waere irgendwo aber genaues weis man nicht. Ich beschliesse weiter zu fahren. Vielleicht schaffe ich es bis Kiew. Die russische Grenze war super entspannt und schnell. Die Ukrainische dagegen, repraesentierte das Land im schlechten Licht. So sagte der Beamte, ich muesste alles auspacken oder einen Beitrag in die Kaffeekasse zahlen. Es ist klar ersichtlich dass der Kollege selbst keine Lust hat sich alles anzugucken und so mache ich Anstalten das Moped abzupacken damit er schnell abwinkt. ..netter Versuch Kumpel! Es wird verdammt dunkel und die Strasse hat keine Markierungen. Zudem wird's kuehler und ein bisschen Niesel faellt auch. Hinzu kommen noch die milliarden von toten Muecken auf meinem Visier, so kommt es dass ich mitten in ein Sandhaufen rausche der mitten auf der Strasse liegt.. hmmm.. Ein Autofahrer haellt an und hilft mir aus dem Schlammasel. Er sagt fuer 1000 Rubel wuerde er mir zeigen wo das naechste Hotel liegt und alleine wuerde ich's nie finden. Kurz gelacht und bedankt, doch auf so ein Angebot kann ich verzichten. Von hier an geht's durch's Gelaende und super bruechige Strassen durch irgendwelche Doerfer. Ich fange an zu bereuen nicht die 28Euro zu bezahlen. Irgendwann komme ich auf die Hauptstrasse zu, der mit grossen Steinen blockiert ist. Meine AT passt aber noch zwischen und ich fahre ein kurzes Stueck auf Asphalt.. siehe da, auf der Seite gibt's ein Hotel zu sehen! Yippieh, ich hab's gefunden! Man kann halt nicht nur Pech haben.
26.09.2008 Kiew
Froh und munter ziehe ich weiter der Piste entlang. Piste heisst, Baustelle. Es gibt Arbeiten und wieder keine.. auf einem keine-Arbeiten stueck werde ich von der Polizei angehalten. Vor 5 km gab es einen 50km/h Schild, so heisst es. Wieder will man mir Geld aus der Tasche ziehen ohne Beleg, versteht sich.. Die Drohungen dass ich 50km zurueck fahren muesste, dann zum Gericht, dann zur Bank, dann wieder zum Gericht um die Strafe offiziell zu begleichen, ziehen bei mir nicht und somit gewinne ich dieses Pokerspiel. Was ist das nur fuer ein Land? ein paar Km weiter trinke ich einen Kaffee und von da an wird alles wieder normal: keine Baustelle, richtige Strassen und richtige Schilder. Erreignislos komme ich in Kiew an and halt beim Maeckes. Von da rufe ich Alexander (so heisst er auch) an und werde prombt abgeholt. Nach 10min erreichen wir seine Wohnung. Ich werde eingewiesen mit Parkplatz, Musikanlage und Internet. Dann zieht er sich an und sagt dass er das Wetter nutzen will und ueber's Wochenende weg faehrt.. Aehh... OK!
Er faehrt also weg und ich gucke einen seiner vielen DVDs und der Tag ist rum.
27.09.2008 Kiew
Extrem-power-sightseeing ist angesagt. Zu Sophien-Kloster (UNESCO), Andrew-Kloster und so Dinger habe ich nicht viel zu erzaehlen. Es ist irgendwie Feiertag und viele Gemeinden aus dem ganzen Land haben hier Ausstellungen mit Wurst, Kaese, Handarbeiten und Gesaenge. Eine Buehne ist aufgebaut wo so'n paar Kosaken los schmettern. Habe ich erzaehlt dass meine Haende Blasen haben von der Griffheizung (seit Moskau)? Es schmerzt ziemlich und so bin ich froh mit der beeindruckenden Metro zu fahren die hier unheimlich tief sind. Ich haenge bis spaet in der Stadt mit spazieren nach "frei Schnauze". Ich komme in verschieden Galerien und Hinterhoefe was ich ganz interessant finde. Es dauert bis ich den Nachhauseweg finde und dann noch'n Film mit Chips und Bier.. Es ist sooo schoen einen ruhigen Abend zu haben (werde ich etwa alt?).
28.09.2008 Irgendwo, 350km vor der Slowakei
Erst gegen Mittag mache ich mich los und treffe mich mit einer Freundin von Alexander, zwecks Schluesseluebergabe. Sie ist eher reserviert und bald donnere ich los. 400km weiter wird's dunkel und ich kehre ein in einem der vielen Motels. Hier kann ich sogar mit Euros bezahlen. Es gibt leckere Schweinebraten mit Kartoffelbrei und eine Rotkohlsuppe. Was gibt's noch zu erzaehlen? Eine Uebernachtung in der Ukraine ist sauber, nett und kostet um die 20Euro.
29.09.2008 Michalova
Ich fahre und fahre...
Vor der Slowakischen Grenze gibt's eine Autoschlange die 5 Kilometer lang ist. Die LKW-Schlange ist 3 mal so lang. Meine AT fuehrt mich magisch an alles vorbei und der Grenzuebergang ist wieder voellig problemlos. Bei der Frage ob ich Drogen mitfuehre gucken mich 5 Man an und grinsen..??? Was gibt's da zu grinsen? Sehe ich aus als haette ich Drogen? (BTW, seit Thailand war ich nicht mehr beim Friseur und rasiert habe ich mich seit ein paar Tagen auch nicht). Es bleibt aber beim grinsen und ich kann passieren.
Ahh, die Slowakei! Hier sind die Strassen breit und unheimlich glatt... ich glaube so glatte Strassen gibt es nicht mal in Japan. Alles ist aufgeraeumt. Ich habe das Gefuehl als waere ich in der Schweiz mit all den Bergen, Seen und Waelder rings um. Die Tatra ist zu sehen aber es ist schon spaet und gefahren bin ich, glaub' ich schon genug. Hier habe ich sogar Karten fuer meine Navigation und so programmiere ich Zvolen ein wo ich Verwandschaft habe.
Wieder eine neue Zeitzone, doch es nutzt nichts. Gegen 19 wird's dunkel und kalt. Ich kehre in eine Pension ein wo man deutsch spricht. Ha, fuer die war's kein Problem, aber fuer mich! Ein paar Hollaender lerne ich noch am Abend kennen und esse so'ne slowakische Spezialitaet der heisst "Geheimnis von Fantasia". Es ging so..
30.09. bis 3.10.2008 Zvolen
Es gibt nichts zu erzaehlen bzgl. Reisebericht. Ich bin halt bei Verwandten und freue mich hier zu sein.

Donnerstag, 18. September 2008

Sain bai-na uu,


seit einiger Zeit zerbreche ich mir den Kopf wie ich diesen Bericht abfasse, denn die Details sind nicht unbedingt erwaehnenswert, wenn man nicht dabei war. Begriffe wie: "sagenhafte Landschaft" und "geile Zeit" sind erstens schwer rueberzubringen, und es versteht eh jeder 'was anderes d'runter. Andere Begriffe wie: "verdammt anstrengend" und "scheiss kalt" ebenso. Die wenigsten Leute aus meinen Bekanntenkreis haben einen Schimmer, wie es ist, voellig alleine "mitten im Nix" zu sein, wo im Umkreis von 100km kein Mensch zu finden ist, und welch ein Gefuehl es ist, sich vollkommen auf die Technik eines Motorrades zu verlassen, und das ueber eine Woche. Im Uebrigen wird dieses Gefuehl gesteigert, wenn nicht einmal Baeume oder Berge zu sehen sind.. Ich meine wirklich "nix" in diesem Fall.. ..alles eben.. die Sicht geht ca. 30km in JEDER Richtung.

In Ulaan Baator habe ich drei Wochen verbracht um auf ein russisches Visum zu warten. Dort traf ich wieder auf Robbo, bekannt aus der Djibouti-Jemen-Oman-Dubai-Zeit, und habe auch Dierk kennengelernt.--- Jetzt wird mir deutlich, welche Umstellung ich gerade erfahre, von der englischen Faekaliensprache in vertretbares Deutsch zu steigen --- Der gemeinhin gebildete Freund/Bekannte aus meiner Heimat wuerde vielleicht veraechtlich die Nase ruempfen.. Ich dagegen hatte Wahnsinnsspass (hoffentlich sinkt mein Ansehen nicht weiter hierdurch). Es gab nur eine Uneinigkeit waehrend der Zeit: In der englischsprachigen Welt scheint es ein Naturgesetz zu geben, das da lautet: ein Furz ist immer witzig! Wenn ich an die vielen Glueckwuensche und Gratulationen denke, wenn mir einer entging.. finde ich's auch witzig! ..komisch, oder?
Wir verbringen die Tage mit Erholung von der Nacht davor und den wenigen Erledigungen, die zu tun sind. Mit im Gepaeck habe ich ein paar Folgen von "24", wobei "Jack Bauer" unser offizieller Held wurde. Robbo und Dierk haben viel zu tun, denn sie wollen durch China... Doch diese Geschichte erzaehle ich lieber muendlich.. oder: http://hardwayhome.blogspot.com . Nachmittags geht's dann meistens zum "Irisch Pub", und wir enden irgendwann in Lokalen wie "River Sounds" oder "Strings", wo es Live-Musik gibt, und wo wir mittlereweile die Bands kennen und die Abende mit Tischfussball und bloed Rumquatschen verbringen. Es ist ein paar mal vorgekommen, dass ich vor lauter Bauchschmerzen und (Bauch-)Muskelkater nicht mehr lachen konnte, so einen Spass hatten wir. Doch, wie gesagt.. eher Situationskomik und unmoeglich zu beschreiben.

Geschichten wie Museums- und Klosterbesuche gehoeren zum Pflichtprogramm und beduerfen hier keiner Erwaehnung.. oder vielleicht eine: Die Kloester sind langweilig, doch die Shamanenhuetten sind cool mit den Leuten, die sich ihre Zukunft murmelnderweise erklaeren lassen. Die Stimmung ist ganz seltsam und es hoert sich fremd (fremder geht's nicht) an.
UB ist gross, haesslich und die Infrastruktur laesst zu wuenschen uebrig: Der Strom faellt oefters aus, die Fernwaermeleitungen gehen so gut wie nie, doch die Wasserversorgung ist gut.
Es gab zwei grosse, langwierige Ereignisse waehrend meiner Zeit:
1. eine Ralley. Hierbei handelte es sich um eine Gruppe von Englaendern, Spaniern und Italienern, die sich irgendwie Autos besorgten, irgendwie (Kazachstan oder Russland oder..) hierher fahren und diese Autos zu Gunsten wohltaetiger Zwecke versteigern lassen. Mit ca. 80 Leuten macht es schon Spass durch die Kneipen zu ziehen!
2. die Olympiade. Ich weis nicht, ob die Mongolei jemals Medaillen gewonnen haben, doch dieses mal gab's gleich 4 (2 Gold, 2 Silber). Die Mongolen sind voellig aus dem Haeuschen und feiern wie verueckt! Einmal geriet sogar ein Bus in Flammen, der die Hauptstrasse fuer den naechsten Tag blockierte. Uebrigens, der Praesident sitzt auch hier und feiert wie jeck! (der wohnt eh' gegenueber vom "Irisch Pub").

An dieser Stelle vielleicht doch einige Erklaerungen zur Mongolei..
Die Mongolei ist etwa 5 mal groesser als Deutschland. Es leben etwa 2,5 Millionen Leute im Land und etwa 3,5 Millionen ausserlandes. Ich wuerde sagen, dass 90% der Leute in UB leben, womit der Rest vom Land ziemlich leer ist. Draussen auf dem Lande gibt es nichts.. ich meine nichts! Noch nicht einmal Gras. Wie die Mongolen solange ueberlebt haben, ist mir ein Raetsel. Es wird aber erklaerlich warum keiner (noch nicht einmal die Russen) das Land uebernommen hat im Laufe der Geschichte. In den letzten Jahrzehnten hat sich herausgestellt, dass es unterirdisch alles gibt, was das geldgierige Herz begehrt: Gold, Silber, Kupfer, Oel, jede Menge eben. Schneller als die Mongolen sind die auslaendischen Firmen, die sich hier (eigentlich nicht gesetzeskonform) breitmachen und Minen buddeln. Gesetzeskonform wird es, wenn genug Schmiergeld fliesst, und das macht einen kleinen Teil der Mongolen ziemlich reich. Ich habe sogar einen Lambourgini gesehen.. und das bei 200km Asphalt im GANZEN Land. Die Menschen, die Arbeit haben, machen etwa 150US$ im Monat. Die Leute auf dem Lande ueberleben irgendwie, wollen es aber so haben. Es wird mir erklaert, dass die Winter (immerhin 70% vom Jahr) ziemlich hart werden, weil es nichts zu verbrennen gibt.. oder doch? Die Leute verbrennen so ziemlich alles wie Autoreifen, Plastikmuell und Viehscheisse. Das ergibt einen Smog, der nicht auszuhalten ist.

Noch eine Umstellung wird mich erwarten, die mich mit Grauen erfuellt.. Die Natuerlichkeit der Leute! Ausserhalb der westlichen Welt ist man nicht so reserviert und vorsichtig. Wildfremde Leute sprechen miteinander ohne direkt Gedanken zu haben wie: "Was will der von mir?" oder "Wer weiss, was das fuer ein Spinner ist". Man laechelt und lacht viel mehr (zumindest glaube ich das). Mir faellt gerade eine Geschichte ein, als ich aus Afrika zurueckkam.. Im "Plus" stehe ich in der Schlange vor der Kasse und gruesse die Leute um mich herum.. eine aeltere Frau fragt mich darauf, ob wir uns vielleicht kennen. Ich sage "nein, ich wollte nur freundlich sein".. fand sie toll! ...doch dann erzaehlte sie mir 10 Minuten lang ihre Leidensgeschichte mit ihrer Gesundheit und ihren Kindern, die sich einen Scheiss um sie kuemmern.. ueberhaupt haette sie keinen der mit ihr spricht.. Darauf verfiel ich in Depressionen, und seitdem gruesse ich nicht mehr an der Kasse... Was ist nur mit uns los? Weiter geht's mit Kneipen und Zappelhallen, Jeder (Single) scheint irgendwie herumzustehen mit der Einstellung "ich bin sooo toll, dass ICH angesprochen werden muss". Wird man dann angesprochen ist die erste Reaktion: " Was will der von mir?". Hat man diese Huerde ueberwunden, muss irgendwie 'was Intelligentes rueber kommen, was meistens in Problemewaelzen ausartet. Was ich eigentlich sagen will, ist, dass wir (eigentlich ich.. du auch?) viel zu wenig Spass haben, zu wenig lachen und dadurch dieses Verhalten foerdern. Ich postuliere, dass keiner Probleme hoeren will (zumindest nicht beim Kennenlernen), aber alle davon reden.
Ein weiteres Beispiel, als ich (aus Afrika) von Frankfurt nach Koeln mit dem Zug fuhr... Innerhalb 2 Stunden habe ich 6 Lebensgeschichten gehoert, ohne dass irgendeiner nach meinem Namen fragte! Heisst das vielleicht, dass wir froh sind, wenn endlich mal einer zuhoert? Oder ist es vielleicht, weil wir uns fuer sooo toll halten, dass wir unsere Geschichten unbedingt weitergeben muessen? ..Und gleichzeitig deutlich machen, wie unwichtig das Gegenueber ist? Ist es ein ewiges "Uebertruempfen muessen"? ..keine Ahnung, jedenfalls beschaeftigen mich diese Gedanken immer mehr, je naeher ich nachhause komme.
Anyway, ca. 1500 km offroad habe ich hinter mir mit allem, was die Mongolei zu bieten hat: ein Tag Schlamm... hey, dieser Schlamm ist vielleicht anstrengend! Eigentlich ist es kein Fahren sondern mehr so.. gleiten, wo der Gleichgewichtssinn immens gesteigert wird. Nach 200km davon weis man, was man getan hat! Weiter geht's mit Geroell, seichtem Sand, tiefem Sand, Steinen, riesigen Steinen, Fluessen, Steigungen/Senken oder auch alles gleichzeitig! Meistens handelt es sich um Spuren im Dreck, die von Autos gezogen wurden. Derer gibt es viele, auch nebeneinander, wodurch es sich ergibt, dass sogenannte "Strassen" 5km breit sein koennen. In den tiefsten Spuren macht es am meisten Spass.. Waehrend der "geradeauslauf" hohe Konzentration erfordert (die Spur ist bis zu 1/2 Meter tief und 1/2 Meter breit), sind die Kurven Wahnsinn! Diese Tiefe und Breite kann ich als Steilkurven verwenden! ...ziemlich Geil! Tja, die Konzentration macht sich bei mir nach 4 Stunden bemerkbar, und ich werde muede.. die Fahrt wird dadurch risikoreicher, und ich senke meine Geschwindigkeit drastisch.

Das alles hoert sich fuer den eingefleischten "Biker" vielleicht ziemlich toll an, doch nach 4 Tagen habe ich genug und will nur noch raus hier. Aber es gibt kein "raus hier". Damit wurden die letzten 3 Tage eher zur Qual.
In UB hatte ich Gedanken wie Risikoabschaetzung und beschloss auf Jemanden zu warten, der mit mir zusammen diese Strecke ueberwindet. Ich wurde auch fuendig, doch wie so oft stellt es sich heraus, dass die meisten Leute einiges weniger an Fahrerfahrung aufbieten, und ich verbringe die halbe Zeit mit Warten. Zu einem gewissen Mass bin ich zu Warten bereit, doch wenn ich um 14 Uhr in einem Ger (Juhte) eintrudele und um 18 Uhr kommt dann mein Mitfahrer, wird mir das zu "bunt". Jiri (Tscheche) sieht ein, dass er noch lernen muss und faehrt zurueck. Das war am 2. Tag. Auf meinen Laptop habe ich die Filme "Long way Round" dabei und wenn ich mir die Folgen Mongolei ansehe, kann ich nur grinsen...
Die letzten drei Tage, wie gesagt, werden zur Qual. Keine Dusche gesehen seit UB, und meine Haare sind nur noch fette Straehnen. Ich stinke nicht sonderlich wie in Afrika wegen der Kaelte und schwitze so gut wie gar nicht. Mein Leidensdruck ist aber nicht so schlimm, dass ich mich im Eiswasser bade. Der Wunsch nach einem warmen Hotel wird riesig, doch nach 6 Tagen komme ich in Ulaangom an (die zweitgroesste Stadt der Mongolei), und es gibt nur 2 Hotels. Keins davon hat eine Dusche im Zimmer, und warmes Wasser gibt es in der ganzen Stadt nicht. In 3 Restaurants versuche ich, was zu Essen zu bekommen, doch die Bediensteten winken nur ab.. es gibt nichts! Mein Zelt ist sauberer und schoener als die Hotelzimmer und ich ziehe weiter durch die Praerie. Die allerletzte Stadt vor der Grenze hat den Namen "Tsagaannuur". Hier gibt es gar nichts ausser einem perfekt ausgestattetem Militaerkomplex mit riesigem Zaun. Also wieder kein Hotel.. weiter frieren und meinen Bart, der unheimlich juckt, kratzen. Es gibt ein Mobilfunknetz, und ich beschliesse zunaechst in der Naehe zu bleiben, um wenigstens ein paar Worte mit jemandem zu wechseln. ..ach ja, Worte wechseln.. ich werde, besonders in den Orten, herangewunken von irgendwelchen Leuten, die aber kein Wort verstehen, was ich sage. Ich verstehe andererseits ebenfalls kein Wort. So geht es die ganze Zeit... was ein Sche.. Seit einer Woche mit Niemandem gesprochen! .. Die Grenze ist aber nur noch 35km weg. Was nutzt mir das, wenn mein Russlandvisum erst uebermorgen Gueltigkeit hat? Egal, schlimmer als dieses Tsag..-Loch kann's nicht sein, und in der Praerie kann ich immer noch zelten. Das Wunder geschieht: an der Grenze gibt es ein Hotel mit Heizung! Die Wirtin ist supernett und es gibt einen Gast, der englisch spricht.. Jippieh! Die Wirtin macht mir einen Eimer Wasser warm und bald darauf stehe ich in eine Buett.. herrlich!
Den heutigen Tag (12.09.08) liege ich nur rum und schreibe diesen Bericht. Das tut vielleicht gut!

Die Evolution, ein Gott oder das grosse-weisse-Taschentuch.. was auch immer diese Landschaft erschaffen hat, ...oder, wer/was immer mich programmiert hat, damit mir das gefällt, hat einen prima Job geleistet! Ich fahre total ab auf dieses Land und glaube, wer immer sagenhafte, fantastische Landschaften und die Einsamkeit liebt, und dann noch gerne eine Motorradherausforderung moechte, der MUSS hierher!

maat et juht, bis sehr bald
dae leeven Jung


P.S.: Im Moment habe ich keine Ahnung, wann ich diesen Bericht absetze. Ich behalte aber diese Zeitform bei und werde im naechsten Bericht nicht mehr von der Mongolei sprechen.

Noch was: Meiner AT habe ich ziemlich viel zugemutet. Es wird besonders deutlich, wenn ich mir die verbeulten Felgen und Schutzbleche ansehe. An dieser Stelle moechte ich mich bedanken fuer den tollen Gepaecktraeger und die Federabstimmung.. Kalla, du bist der Groesste

Sonntag, 10. August 2008

Reisebericht 14 Der Nachhauseweg

Man man, es ist diesmal ganz schoen was zusammen gekommen und ich hatte mir ueberlegt diesen Bericht in 2 Teile zu legen. Aber ne.. ich schlage vor einfach die Stelle zu merken und spaeter weiterzulesen... jetzt geht's los...

Privet,

Kuck-Kuck... Kuck-Kuck, so geht es in Japan in so ziemlich jeder Stadt, weil die Ampeln Vogelgeräusche nachahmen als Blindenhilfe. Manche sind so laut, dass das Schlafen zuweilen schwer fällt.

Eine Anekdote: Beim Restaurantbesuch in Japan müssen wir mit dem Aufzug in den 5. Stock. Der Aufzug klingelt merkwürdig, obwohl wir nur zu viert drin stehen... Wer weiss, was das heissen mag? Tja, des Rätsels Lösung liegt wieder an meiner (immer noch vorhandenen) Plautze. Einer ging raus, und schon ging die Aufzugstür zu.. Hmmm, die Aufschrift hiess wohl "6 Japanese only".
Am 16. Juli habe ich den offiziellen Nachhauseweg angetreten, auf ihm geht es nur noch nach Westen. Ich muss sagen: es ist schon ein schönes Gefühl, obwohl es noch gute 3 Monate dauern wird bis dahin.

Ich war in Russland! Das Land von dem alle sagen, dass es gefaehrlich waere und die Leute unfreundlich waeren. Tatsache ist, dass alle Leute, die ich bisher kennengelernt habe, supernett sind.. Allerdings, stellt sich das erst raus, wenn man sie erstmal kennengelernt hat. Auf der Strasse und besonders in den Laeden wird man zumeist ignoriert. Es gibt Vodka ueberall und zu jeder Zeit. Die verschiedenen "Biker-Klubs" haben hier irgendwie einen besonderen Status. Am 26. bin ich mit ca. 20 anderen Bikern zu so'ner Feier gefahren. Als wir ankamen, brach ein Riesenjubel aus und alle stuermten auf die Mopeds zu. Eine endlose Zeit mit all den Maedels, die sich raekelnd auf den Mopeds fotografieren lassen, und alle wollen eine Runde gefahren werden.. puhh... zusammengenommen bin ich 28 Kilometer gefahren auf einer ca. 1km-Strecke mit wechselnden Sozias.
Biker-Klubs gibt's fast in jeder Stadt, wobei wir bisher nur 2 Staedte weit gekommen sind. Adressen habe ich aber noch viele fuer den weiteren Weg.

Noch eine Anekdote: In Vladivostok wandern wir durch die Strassen und Einer, der uns entgegen kommt, tritt auf einen Kanaldeckel, die in Russland nicht unbedingt überall passen. Tja, der Kerl steckt also mit einem Bein im Kanal, klettert raus und sagt keinen Ton. Nein, er guckt sich nicht mal um! Vielleicht macht er das jeden Tag, nur so zur Übung oder so... Ein Hinweis oder eine Absperrung oder sonst irgendeine Warnung interessierte ihn auch nicht, also stellten wir einen Pappkarton in den Weg.

08. Juli 2008 Takatshuki
Yippiehh.. heute kommt Barbara! Ich lasse mir Zeit beim Fruehstueck und schlendere Richtung Bahnhof. Irgendwie habe ich einen Bummelzug erwischt beim Umstieg in Osaka und denke, dass ich nicht mehr rechtzeitig am Flughafen ankommen werde. Doch als ich 10min zu spaet an der Empfangstuer ankomme, steht geschrieben: 90 Minuten Verspaetung fuer ihren Flug. Naja, man kann nicht immer Pech haben. Nach dieser Wartezeit kommt sie endlich, und die Freude ist gross. Mein Plan fuer heute ist einfach: Zurueck zum Hotel und irgendwann essen gehen (man muss schliesslich auf den Jet Lag Ruecksicht nehmen. Natuerlich gehen wir zu meinem, mittlerweile, Lieblings-Yakitori.
09. Juli 2008 Takatshuki
Es faellt mir schwer, fuer den heutigen Tag zu schreiben... im Prinzip machen wir nichts Spektakulaeres.. nur die Ortschaft zeigen, Geschaefte checken... einfach akklimatisieren. Abends gehen wir wieder zum Japaner um die Ecke und essen wieder leckere Sachen, deren Namen ich mir nicht merken kann. Bemerkenswert ist die Art der Begruessung, wo alle Kellner und Koeche irgendwas bruellen, wenn Jemand reinkommt, und wir voellig verwirrt Platz nehmen. Wir haben Spass beim Essen und freuen uns hier zu sein. Wir besprechen die weiteren Plaene fuer die Zeit, die Barbara in Japan verbringen wird.
10. Juli 2008 Nara
Es ist schweineheiss, und der Verkehr in Japan bringt uns ganz schoen in's Schwitzen. Es geht langsam voran, aber dies ist fuer mich keine Ueberraschung, und so beschliessen wir zum nahen Nara zu fahren, wo es jede Menge Tempel und so zu sehen gibt. Die 50km schaffen wir in 3 Stunden und, wie immer, geht die Suche nach einer Bleibe los. Schon der 2. Versuch bringt uns in ein Japanese-style Hotel mit Parkplatz, das uns zusagt. Parken ist ein Riesenthema in diesem Land, doch diesmal haben wir Glueck. Eingecheckt, und wir machen uns auf den Weg zum Touristenbuero, und werden dort mit Karten und Infos versorgt. Einen Spaziergang wollen wir unternehmen und stellen fest, dass die ganzen Attraktionen gar nicht weit weg liegen und so besichtigen wir allerlei wie Pagoden und Tempel. Der groesste Tempel hat jedoch schon geschlossen, doch wir wissen wenigstens, wo er ist fuer morgen. Die Nahrungssuche fuehrt uns heute zu einem Laden an einer grossen Kreuzung. Die bruellende Begruessung kam wieder gut, und das Essen war ganz OK. So schoen wie gestern Abend war es aber nicht. Gesaettigt schlendern wir "heim" und sitzen eine Weile an einem Teich gefuellt mit Schildkroeten.
11. Juli 2008 Nara
Im Hotel gibt es Kaffee und Kekse zum Fruehstueck, die um 9 Uhr gebracht werden. Ueberhaupt ist es in Japan recht laestig bis um 10 ggfs. auszuchecken. Wir haben jedoch 2 Naechte gebucht und koennen einigermassen beruhigt den Tag beginnen. Trotzdem werden wir gegen 10 rausgebeten zwecks Reinigung. Sightseeing ist angesagt, und wir suchen wieder die verschiedenen Tempel auf, die diesmal geoeffnet sind. Es ist recht beeindruckend, was diese Leute mit Holz so alles machen konnten/koennen. Auf dem Weg zum naechsten Tempel machen wir Rast in einem Park. Ueberall laufen Rehe herum, und ein Hirsch kommt rueber zu uns.. Nichts Boeses ahnend kommt das Tier und reisst mir meine ganzen Infoblaetter und Karten aus der Hand. Die sind jetzt unkenntlich geworden und sauer auf ein Reh ziehen wir weiter. Den Berg hinauf zum naechsten Tempel, hier setze ich diesmal aus mit dem Eintrittsgeld und warte auf der Treppe. Was ein Glueck! Es kommen nacheinander irgendwelche Koreanerinnen, Taiwanesinnen und wer-weis-von-wo noch und finden mich irgendwie toll. So werde ich oefters abgelichtet mit irgendeiner Frau im Arm. Mein Ego freut sich, und als Barbara raus kommt, strahle ich ueber alle Backen. Die Suche nach einem Restaurant bringt uns in einen kleinen Laden, der eher eine Kneipe ist. Die Chefin kocht selbst, waehrend der Chef sich um die Gaeste kuemmert. In dem Laden sitzen an der Theke neben uns 5 andere Leute, womit die Kneipe schon voll ist. Das Essen ist prima, und wir klaeren die wichtigsten Fragen mit den Anwesenden beim Kennenlernen. An den Waenden haengen verschiedene Fernseher, die an eine Musikanlage gekoppelt sind. Es kommt wie es kommen muss: Die Karaoke-Session beginnt... jeder gibt sein bestes ausser uns (zum Glueck). Der Wirt schmettert seinen Spezialsong, und es wird lustig. Die Musikart aehnelt eher Roland Kaiser und sagt uns nicht wirklich zu. Die Freude bei den Duetts ist bemerkenswert.
12. Juli 2008 Nara
Um Nara herum gibt es noch einige Anlagen zu besichtigen, und wir fahren mit dem Zug 20min zur naechsten Tempelanlage. Eine riesengrosser Park erwartet uns, und wir machen wieder jede Menge Fotos in unserem Touri-Programm. Es ist heiss wie jeck, doch Leute lernen wir nicht kennen heute. Der sagenumwobene Schatz ist heute nicht verfuegbar, und wir machen uns wieder auf den Weg zurueck. In Japan ist Essen immer eine Sache, die erwaehenswert ist, und so berichte ich jetzt ueber das Mittagsessen in einem Laden, wo an den Seitentischen die japanischen Kniepositionen angenommen werden, und in der Mitte die Touristentische/Stuehle stehen. Keiner versteht den Anderen bei der Bestellung, und wir sind gespannt, welches Essen wir bekommen.
In Nara wieder angekommen schlendern wir zurueck zum Hotel und bereiten uns wieder auf die naechste Nahrungssuche vor. Man kann nicht immer Glueck haben und landen diesmal in einem Laden der zwar Okonomiyaki hat aber nict schmeckt.. ich weis auch nicht.. naja..
13. Juli 2008 Nara
Wir haben ueberhaupt keine Lust durch die Hitze und den Verkehr zum naechsten Ort zu fahren um wieder noch mehr Tempel zu sehen, so bleiben wir hier und suchen Souveniers fuer die Verwandschaft zuhause. Wir lieben die Art, wie japanische Verkaeufer arbeiten mit ihrer hoeflichen Art. Sie laufen tatsaechlich vom Lager und zurueck um das Gewuenschte zu bringen. Natuerlich gehoert eine Verbeugung zu jeder Handlung. Mittlerweile habe ich mir die Art des Verbeugens angewoehnt, die mir sehr gefaellt. Zwischendurch landen wir in einem japanischen Burgerladen und klimatisiertem Cafe und geniessen den Tag. Die einzige wirkliche Aufgabe fuer heute ist der Umzug von unserer Pension zu einem Hotel in der Stadt, aus irgendeinem Grund, den wir nicht verstanden haben. In einem relativ schicken Laden essen wir irgendwas, das wirklich lecker aussieht, aber nicht ist.. es geht hier um eine Art Kartoffelbrei-Pampe, die wie ein Kloss aussieht mit einer darueber gegossenen Sosse. Billig war's auch nicht.. nicht ganz zufrieden geht der Tag zu Ende.
14. Juli 2008 Takatsuki
Die Quaelerei auf dem Motorrad ersparen wir Barbara, und sie nimmt einen Zug ueber Kyoto zurueck nach Takatsuki. Laut Plan sollte sie auch schneller dasein und kann dabei die Zeit nutzen einen Blick auf Kyoto zu werfen. Tatasaechlich bin ich in einer Stunde wieder im Ort und verbringe die Zeit in meinem mittlerweile Lieblings-Burgerladen. Ein paar Colas weiter kommt Barbara schon eingetrudelt. Sie hat den weltraumstationaehnlichen Bahnhof von Kyoto bewundert und besichtigt. ...finde ich cool und ist eine willkommene Abwechslung gegenueber all diesen alten Holztempeln und Pagoden. Das Verhalten der Japaner bei alltaeglichen Taetigkeiten, wie z.B. auf den Bus warten oder einkaufen, ist fuer uns immer sehenswert, wie hoeflich und dizipliniert man sein kann. Die restlichen Souveniers und Schuhe muessen unbedingt noch gekauft werden, und ich muss noch, auf jeden Fall, die 1-Dollar-Laeden erwaehnen, die sehr beliebt in Japan sind. Die Idee, dass alles im Laden 1 Dollar kosten soll, ist prima, jedoch ist es nicht so, und ich wundere mich ueber die Rechnung an der Kasse. Abends machen wir keine Experimente und kehren im Yakitori ein, wo's auf jeden Fall immer prima ist. Jede Menge Fleischspiesschen und Bier... mmhh.
Mit Eric gehen wir in eineKneipe zum Abschluss von Barbara's Japanbesuch.
15. Juli 2008 Takatsuki
Wie schnell die Zeit vergeht.. Ich habe das Gefuehl, als waere Barbara gestern erst angekommen, und nu muss sie schon wieder gehen. Diesesmal wissen wir nicht, wann wir uns wiedersehen werden, weil ich viele Kilometer runterrasseln werde und nicht vorher bestimmen kann, wann ich wo sein werde. Der Plan sieht vor, dass ich anfang Oktober die slowakische Grenze queren werde und wir uns irgendwo in Tschechien oder so treffen um gemeinsam nach Hause zu fahren. Nur.. 3 Monate? oh wei..
Abschied am Flughafen....
Nachdenklich und traurig mache ich mich wieder auf den Weg zurueck zum Hotel..
Eric, Paul und ich treffen uns beim Bier des Abends und erzaehlen bis ganz spaet. Wieder Abschied von neuen Freunden, denn morgen geht's weiter Richtung Norden.
16. Juli 2008 Zelten irgendwo
2 Tage habe ich Zeit bis zum Hafen zu kommen und donnere los auf jeder Menge kleinerer Strassen, die allesamt durch die Berge fuehren. Es macht Spass zu fahren, und weil ich alleine bin, werde ich nirgendwo abgelenkt und bin mit meinen Gedanken gut beschaeftigt. Ausser dem Fahrspass und den vielen Eindruecken, als ich die vielen Seen, Fluesse und Waelder passiere, gibt es nichts zu erzaehlen.. ausser vielleicht.. oh ja! Wie komme ich wieder hierher? Wie teuer mag ein Transport wohl sein? Wie teuer ist ein Motorradverleih? Wann kann ich das ermoeglichen? Ihr merkt schon.. neben Deutschland ist Japan mein Lieblingsland geworden!
Ein Platz zum Zelten ist nicht schwer zu finden und der Tag geht zu Ende - alleine dasitzend an einem See in einem Wald vollgepackt mit Gedanken.
17. Juli 2008 Takaoka
Den kleinen "weissen" Strassen folgend bekomme ich es sogar mit ein wenig Offroad zu tun. Ich verfranse mich des oefteren in verschiedenen Sackgassen, die zu verschiedenen Skigebieten fuehren, wo im Sommer kein Mensch ist. Ich kann gar nicht genug bekommen und halte sehr oft an, rauche und geniesse die Gegend. Irgendwann komme ich wieder in die Stadtgegend und quaele mich durch den Verkehr bis nach Takaoka, wo die Schiffsfahrscheine verkauft werden. Ein Hotel ist direkt neben dem Laden und ich checke ein. Kaufe das Ticket fuer die Faehre und schlendere durch die Stadt. Ich komme nicht weit, denn es ist viel zu heiss um sich zu Fuss zu bewegen. Bis mein Zimmer frei ist, lese ich ein Buch an der Bushaltestelle und spreche mit einigen neugierigen Leuten, die auf den Bussen warten. Es gibt um die Ecke einen McDonalds, dem ich mich nicht verweigere und verbringe den Rest des Abends im Internet, das es kostenfrei im Hotel gibt.
18. Juli 2008 Auf der Fähre
Die schlappen 15Km bis zum Hafengelaende sind schnell ueberwunden, zumal ich mir die Koordinaten aus Googlemaps gezogen habe. Bei der Verschiffungsfirma lerne ich Simon und Laura kennen, die seit einem Jahr in Japan als Englisch-Lehrer arbeiten. Sie haben sich vorgenommen zu zweit auf einer SR500 nach England zu fahren ..Respekt! Ein Carnet haben sie nicht, und die Behoerden wollen noch einen Schein, den sie nicht haben.. hmm.. Sie denken ueber Alternativen nach... Natascha und Brendon kommen ebenfalls auf dem Weg nach England auf einer 1150GS. Shinoko (Japaner) kommt mit einer 1200GS und gemeinsam maschieren wir zum Zoll. Wir berappen umgerechnet 50 Dollar fuer irgendwas und zum ersten Mal fuehle ich mich betuppt in Japan. Auf der Faehre beziehe ich ein 4-Bett-Zimmer und bin allerdings alleine (fuer eine Weile). Es gibt schon Mittagessen, obwohl die Faehre noch 4 Stunden anliegt. Das Boot auskundschaften und wir finden die Bar, die zwar geschlossen ist, doch ein Bier bekommen wir trotzdem. Irgendwann werden die Mopeds zusammen mit den anderen Hunderschaften an Fahrzeugen verladen und das Boot legt ab. Es gibt Abendessen.. ach ja, das Essen.. es ist russisches Essen mit viel Fett und Fleisch und zum ersten Mal wieder Knoblauch seit langem. Mir hat's geschmeckt. Und die Mengen! Die Bar oeffnet und ich schliesse Kontakt mit einer russischen Tanzgruppe, deren Mitglieder sehr neugierig sind ueber die Tour. Alle sind erpicht darauf englisch zu sprechen. Zum ersten Mal werde ich mit Vodka konfrontiert und schaffe es in Grenzen zu bleiben. Zwischenzeitlich bekomme ich einen Zimmerkumpan, der ebenfalls die Welt mit dem Motorrad bereisen will. Es ist Ike, der mit einer 1500 Harley unterwegs ist. Sein Ziel: bis Suedafrika in 6 Monaten.. Diese Japaner haben wirklich ehrgeizige Ziele!
19. Juli 2008 Auf der Fähre
Es hat sich eine Gruppe gebildet von einigen Leuten, die alle irgendwo aus dem Westen kommen und unter sich bleiben. Es braucht seine Zeit, bis man die Lebensgeschichten ausgetauscht hat, und entspannt verbringen wir den Tag im Aufenthaltsraum und hangeln uns von Essen zu Essen. Das Bemerkenswerteste an diesem Tag sind die Blusen der russischen Kellnerinnen, die ziemlich tief blicken lassen. Und ueberhaupt.. wenn man asiatische Koerperformen gewohnt ist, gibt's, sozusagen, viel zu sehen.
Einige haben es mit der Seekrankheit zu tun, doch gluecklicherweise werde ich verschont. Am abend das Gleiche wie gestern.
20. Juli 2008 Vladivostok
Gegen 9 legen wir an, obwohl ich nichts davon merke im Schlaf.. Vladivostok liegt bekanntlich westlicher als Japan, und man sollte meinen, dass die Uhr rueckwaerts gedreht werden soll. Weit gefehlt! Die Uhr wird um 2 Stunden VORgestellt. Der Nachteil liegt in der Verbindung nachhause, aber der Vorteil liegt klar auf der Hand: Waehrend der Japaner es lieber morgens hell hat, mag der Russe es lieber abends.. ich auch! Heute ist Sonntag, und es ist nicht damit zu rechnen, dass irgendeine Behoerde Dienst hat, und so wird es sicher bis morgen dauern, bis wir unsere Mopeds bekommen. Vladivostok liegt auf Huegeln, und wir schleppen unser Gepaeck rauf und runter, bis wir ein Hotel finden. Durch meinen Zimmerkumpan Ike lerne ich Shin naeher kennen, und zu dritt ziehen wir durch die Stadt und kundschaften die Gegend aus. Insbesondere die Zollstelle, damit wir morgen Zeit sparen. Im Hotel Forier gibt's Wi-Fi for free, und so sitze ich da mit meinem Laptop, waehrend Unmengen an Chinesen rein und raus gehen. Sie scheuen sich nicht ziemlich nahe zu kommen und auf meinen Schirm zu starren. Des oefteren werde ich angesprochen, ob ich russische oder chinesische Frauen bevorzuge. Ist ja interessant. Mit der Aussage, dass deutsche Frauen die besten waeren, ernte ich Grinsen..
21. Juli 2008 Vladivostok
Als erstes zur Zollstelle, dort dauert es den ganzen Tag bis wir soweit sind und die Papiere einermassen fertig haben. Auch hier sind die Uniformen der Beamtinnen bemerkenswert mit ihren Miniroecken und offenen Blusen. Alle reden von Hilfe fuer Russland.. ich denke, ich werde ein Paar Knoepfe spenden, damit diese armen Frauen ihre Moepse wieder bedecken koennen.
Mit Hilfe von einem jungen Beamten, der supernett alles erledigt hat mit Versicherung und Polizeibestaetigungen, bin ich bereit fuer das Lager.. Leider macht das Lager in 10 Minuten zu und ist noch 15Km entfernt. Na dann, morgen geht's weiter. Es ist schlechtes Wetter, und da fahre ich eh' nirgends hin.
Am Hotel kommt eine Gruppe Hollaender an mit 7 Motorraedern, die innerhalb von 5 Wochen 15000Km gefahren sind. Sie wollen ihre Mopeds in den Zug verfrachten und nachhause fliegen. Mir ist nicht klar wieso, aber das wird sich aendern!
Wir treffen uns wieder mit allen Mann und suchen ein Restaurant. Mittlerweile ist es so spaet, dass es nicht einfach ist. Wir landen in einem Laden, der sehr gutes, fettiges Essen macht, und ich werde erstmalig wieder mehr als 30 Euro fuer ein Mahl los.
22. Juli 2008 Vladivostok
Im stroemenden Regen gehe ich morgens zum Lagerhaus und schon nach 3 Stunden bekomme ich meine AT. Zurueck zum Hotel rede ich noch eine Weile mit den Hollaendern, bis Ike und Shin wieder kommen. Der Himmel klaert sich und Ike beschliesst heute noch loszufahren.. klar bei seinem Plan! Mit einer Gruppe von 8 Leuten besichtigen wir die Stadt auf der Suche nach einem Russisch/Englisch Woerterbuch. Lebensmittel fuer die naechsten Tage kaufe ich auch ein. Es gibt eine Art Volksfest am Ufer und irgendwo im Ozean ueben die Militaers mit ihren Bordkanonen. Wie es immer so ist in einer Gruppe, lernen wir keine Einheimischen kennen und irgendwann kehren wir in einem Selbstbedienungsrestaurant ein. Es ist zwar Abschiedszeit fuer alle, doch so richtige Feierstimmung kommt nicht auf. Shin und ich beschliessen zusammen zu fahren, zumal wir den gleichen Weg haben.
23. Juli 2008 Zelten
Zeitig kommen wir los bei schoenstem Wetter. Wir donnern entlang der Schnellstrassen und biegen ab zu einem Besuch bei den "Iron tigers", dem hiesigen Motorrad-Klub, von dem ich schon so viel gelesen und gehoert habe. In der Tat, freundlicher kann man nicht sein, so werden wir behandelt und sehen uns im Laden um. Anwesend sind noch ein paar Australier (auf Africa Twins) und ein Brasilianer auf einer kaputten XT600. Vollgepackt mit Adressen und Telefonnummern ziehen wir weiter. Es geht asphaltiert gen Norden. Wir fahren und fahren. Die Landschaft macht den Eindruck, als wenn das gesamte, ehemals chinesische, Gebiet Sumpfgelaende waere. Ich bin mir nicht sicher, denn es hatte ja geregnet die letzten Tage. Als wir einige hundert Kilometer hinter uns gebracht hatten, biege ich in einen Feldweg ein auf der Suche nach einem Platz zum Zelten. Ich beginne mir Sorgen zu machen ob ich mir den richtigen Reisepartner ausgesucht habe, denn Shin faellt auf 300m Gelaende 5 mal um. Natuerlich bekommt er die Maschine nicht alleine hoch, und das 4. und 5. Mal werden laestig. Meine Sorge wird bestaerkt, als er mir klar macht, dass er keinerlei Proviant oder gar Wasser dabei hat.
24. Juli 2008 Khabarovsk
Wie gestern geht's heute weiter den Asphalt entlang. Die Landschaft aendert sich kaum, und die Temperaturen liegen bei etwa 30 Grad. Wir kommen eigentlich ganz gut voran, nur 2 Stuerze beim Rasten seitens Shin. Seine nagelneue 1200GS bekommt immer mehr Kratzer und Schrammen. Seine Kofferbefestigung bricht ab, und die erste Improvisation findet statt, waehrend mir immer klarer wird, wie froh ich bin mit meiner AT. In einem kleinen Ort am Weg kaufen wir Wurst, Kaese und Brot ein und machen Picknick an einem Spielplatz im Schatten. Es ist ganz nett. Wir donnern weiter los Richtung Khabarovsk. Dort angekommen suchen wir ein Hotel und werden schnell fuendig. Doch jetzt kommen die russischen Probleme, die keiner mehr versteht: Das Hotel will eine Registrierung sehen, die wir nur von den anderen Hotels bekommen. Beim Campen gibt's natuerlich keine Registrierung. Die Frau im Hotel sieht sich ausserstande uns helfen zu koennen und auf meine Frage, ob wir die Ersten mit diesem Problem waeren, sagt sie "nein, es kaeme oft vor". Doch helfen kann sie trotzdem nicht. Meine ganzen Ueberredungskuenste habe ich aufwenden muessen um sie an die Strippe zu kriegen, damit wir irgendein Hotel finden. Es stellt sich heraus, dass es nur ein Hotel gibt, das in der Lage ist Gaeste aufzunehmen und neue Registrierungen auszustellen. Was ein Krampf.. Das ist natuerlich das teuerste Hotel, und selbst diese Leute konnten mir nicht erklaeren, wofuer diese Registrierung nun gut sei. Im Zuge dessen kommt Ruslan vorbei und erkundigt sich, ob er helfen kann. Er ist ein Einheimischer, der Motorradreisende aus dem Westen interessant findet. Er kann in der Tat helfen und regelt die Angelegenheit im Hotel Khabarovsk. Wir verabreden uns fuer morgen und beziehen unser teures Zimmer. Natuerlich gibt's keinen Aufzug und schleppen uns ab, bis in den 5. Stock. Heute passiert nichts mehr ausser der noetigen Dusche nach 2 Tagen fahren in der Hitze.
25. Juli 2008 Khabarovsk
Ruslan holt uns vom Hotel ab und notiert sich, was wir heute tun wollen... also erst zur Bank, dann zum Outdoorladen (Moskito-Creme und Luftpumpe). Shin laden wir in einem Internetcafe ab und wir fahren zu Ruslan's "Box". Dort hat er eine Werkstatt und seine ganzen Mopeds. Sein Opa will unbedingt mit mir Messer und Aexte werfen und ich werde mit Vodka und Buttermilch abgefuellt. Ruslan ist begeistert von meinen Bildern und Geschichten, und die Zeit vergeht schnell. Gegen 17 Uhr holen wir Shin ab und gehen essen. Ruslan hat einen Motorrad-Klub ausfindig gemacht, wo wir kostenlos uebernachten koennen. Dort hin und wir werden einigermassen gleichgueltig empfangen. Ausser Ruslan spricht keiner Englisch, und als er uns verlaesst, wird's ziemlich schweigsam. Es sieht aus, als wenn der Abend ziemlich ruhig wird.. however, bald kommen einige Leute vorbei. Shin holt ein paar Bier an der Tanke und wir erzaehlen viel. Es gibt einige Leute die auf die Nazi-Zeit abfahren, so ist z.B. einer dabei, der sein ganzes Leben darauf einrichtet. Er traegt einen Wehrmachtsuniform und faehrt eine 1945er BMW. Sogar sein Handy-Klingelton ist mit "Schwarz-Braun ist die Haselnuss..." erkennbar. Die Maedels sind irgendwie wild auf's fotografiert werden, und ich werde einige Male abgelichtet. Wir erzaehlen und trinken.. irgendwann ist Shin weg, doch schlimm kann's nicht sein. Viel spaeter gehen die ganzen Leute wieder.
26. Juli 2008 Khabarovsk
Gegen 7 wache ich auf um den "traditional-WC" zu nutzen und sehe immer noch Leute sitzen und trinken. Oh mann! Mein Kopf ist nicht ganz wohl, also lege ich mich wieder hin. Gegen 10 stehe ich auf und muss mich vorsichtig bewegen, weil ueberall Leute liegen und schlafen. Es dauert eine Weile, und ich finde auch Shin wieder, ich hatte bis dahin ziemliche Sorgen.
Der weitere Morgen verlaeuft ganz ruhig, und Shin macht sich auf den Weg zu einem Internetanschluss. Anatoli (Klubpraesident) zeigt mir seine Werkstatt, wo er noch ein bisschen schrauben muss fuer die heutige Fahrt. Gegen 17 Uhr kommt ein Haufen Leute an mit ihren Mopeds (meistens Riesenteile, Chopper). Ich werde eingeladen zu einer Tour zu einem Festival. 30 Minuten spaeter werden wir jubelnd empfangen. Die Jungs machen irgend'n Spiel, wo es darum geht mit einem Stiefel Wasserflaschen waehrend der Fahrt umzuschmeissen. Alle fahren voll drauf ab, nur ich sehe keinen Sinn...hmm. Ich lerne einen Haufen Leute kennen und fahre noch einen Freund zu einem anderen Freund um Ersatzteile fuer seine 1945er BMW zu besorgen. Dieser Freund hat die ganze Werkstatt und sein Haus voller antiker Fahrzeuge und Gegenstaende. Nach einem Tee und einem uralten Schallplattensong ziehen wir wieder zum Fest. Nach kurzer Zeit wieder zurueck zum Klubhaus. Dort wird der Tisch vollgestellt mit Wurst, Bier und Vodka. Ich werde wieder gebeten meine Bilder zu zeigen, und dieses Mal kann ich mehr erzaehlen, weil Alex gut englisch spricht zum uebersetzen. Einer packt die Klampfe aus, und es wird lauthals gesungen. Es ist ziemlich schoen! Alex ist der Meinung, ich sollte zu einer anderen Feier hinterher mitkommen, das tun wir auch. Irgendwo in einem Garagenhof sitzen wir dann spaeter, und es kommen einige Leute zusammen (wieder einer mit Gitarre, doch diesmal haben wir eine ziemlich gute Saengerin). Mehr Bier und noch mehr Vodka, wogegen diese Leute scheinbar immun sind. Ich bin's jedenfalls nicht und mein Film reisst irgendwann...
27. Juli 2008 Khabarovsk
Gegen 11 wache ich auf in einer fremden Wohnung von einem der Gaeste und versuche erstmal zu rekapitulieren, was wann passiert ist. Mein Gewissen plagt mich, weil Shin gar nicht weiss, wo ich bin und wir eigentlich heute Morgen weiterfahren wollten. Alex faehrt mich zum Klub zurueck, wo Shin sagt, dass er auch noch einen Tag hier bleiben moechte. Den heissen Tag verbringe ich ruhig und nutze die Zeit diesen Bericht zu schreiben.
Bemerkenswert ist vielleicht, dass es hier einige Jungs gibt, die scheinbar hier im Klubhaus wohnen. Dauernd fragen sie nach Kippen und Essen.. ist nicht schlimm und haelt sich in Grenzen. Mit Shin fuehre ich ein ernstes Gespraech, dass ich seine 350Kg Maschine fuer ein bisschen schwer halte fuer einen 52Kg Mann. Er sollte vielleicht lieber nachhause und das Fahrzeug wechseln, solange er nicht so weit weg ist von Japan.
28. Juli 2008 Camp 2008-07-28
Der Abschied verlief ganz entspannt, weil ausser dem Praesus keiner da war. Der Weg aus der Stadt ist schnell gefunden und eine autobahnaehnliche Strasse fuehrt uns Richtung Westen. Es kommt, wie es kommen muss, und der Schotter beginnt. Zunaechst ist es ungewohnt und meine Vorderachse fuehlt sich an, als wenn sie lose waere. Das Gefuehl kenne ich aber zur Genuege aus Namibia und ich gebe solange Gas, bis sich ein stabiles Verhalten zeigt. Shin hat noch Schwierigkeiten, und ich glaube, dass er sie behalten wird fuer eine Weile, bis er es lernt. Mir ist gar nicht nach Mitleid nach meiner Argumentation von gestern.
Zu Mittag finden wir einen Laden mit wieder ganz netten Leuten, wo das Essen auch prima schmeckt. Weiter die Piste entlang bis wir abends einen Platz zum Zelten finden. Kochen-Essen-Schlafen... das war's.
29. Juli 2008 Camp 2008-07-29
Wieder ein Morgen mit Fliegen, Muecken und Bienen, die einem komplett auf die Nerven fallen beim Packen. Schoen ist immer wieder die Wartezeit, bis das Aussenzelt trocken ist, das vom Kondenswasser innen durchnaesst ist. Die Schotterpiste wird besser und wieder schlechter. Ich mache ein ganz gutes Tempo, doch Shin ist noch unsicher auf seiner schweren Maschine. So vergroessert sich der Abstand zwischen uns beiden und meine Mittagspause wird zum Aufholen genutzt. Bloed ist, dass Shin auch mal was essen muss. Ich habe also 2 Mittagspausen hintereinander.. Es geht weiter und weiter die LKWs ueberholend, die immer wieder riesige Staubwolken erzeugen und die Sicht gegen Null gehen lassen. Abgesehen davon, habe ich Staub und Dreck so ueberall in den Klamotten und im Gesicht. Ein Stueck im Wald (abseits der Strasse) finde ich einen netten Platz zum Zelten. Nach 90 Minuten fange ich Shin ab und leite ihn zum Platz. Es ist schweineheiss im Zelt, doch draussen lauern Milliarden von Insekten, und so heisst es: ganz ruhig liegen bleiben, bis das Schwitzen ein Ende nimmt. Meine Bettwaesche ist voellig durchnaesst aber immernoch besser als Kleinviecher im Gesicht zu haben.
30. Juli 2008 Skovorodino
Das Camp abgebaut und wieder auf die Schotterpisten Russlands. Der Strassenzustand verschlimmert sich und der Abstand zu Shin vergroessert sich ebenfalls. Ich halte zum Mittagessen und denke, dass er wohl irgendwann kommen wird. Er kommt aber nicht. Naja, ich habe nun wirklich keine Lust mehr staending zu warten und donnere wieder los. Nach etwa einer Stunde mache ich wieder meine obligatorische 100km-Raucherpause. Leute halten an und erzaehlen mir von einem Motorradunfall etwa 10 Kilometer zurueck... es geht um eine BMW, die sich scheinbar ueberschlagen hat. Oh wei... Es waren tatsaechlich 30Km zurueck, bis ich Shin gefunden habe, mutterseelenalleine neben seiner Maschine stehend. Auf den ersten und zweiten Blick sieht er ganz Ok aus, bis auf ein paar kleinere Schrammen. Seine Frage: "Did you see what happened?" macht mich stutzig, als er doch gerade sah, wie ich erst ankam..
"When did you come?" war die naechste Frage. Dann: "What about the bike?". Ich zeige ihm den Schaden, in dem ich mit dem Hinterrad herumwedele (Einarmschwinge = nicht gut). Sein "Oh my God" schockte ihn ziemlich. Etwa 30 Sekunden spaeter kam die Frage: "Did you see what happened?" dann, "When did you come?" usw. Da erlebe ich zum ersten Mal, was es heisst, wenn man partiell seine Erinerung verliert. Es ist so, als wenn der interne ROM voellig intakt, doch der RAM ausser Kontrolle ist. Mit einem vorangehenden "I'm getting clear now" werde ich mit diesen 3 Fragen noch ca. 150 mal konfrontiert im Laufe des Tages. Shin's Pass, Kreditkarten und Bargeld sichere ich als erstes und versuche mit Kuehlung den Schock zu mildern. Autos halten und wir lernen Alexander und Dina kennen. Zwei absolut super Typen aus Ulan Ude, die uns zur Seite stehen und alle LKWs anhalten fuer einen "lift". Irgendwann bekommen wir tatsaechlich einen zu fassen, der gegen 300 Rubel das Motorrad bis zur naechsten Stadt (Sovorodino) mitnimmt.
An dem einzigen Hotel im Ort treffen wir wieder Simon & Laura (bekannt von der Faehre nach Vladivostok). Waehrend ich das Hotel klar mache, macht Alexander eine Werkstatt klar und zieht schnell dahin mit dem LKW. Als ich aus dem Hotel komme, sind alle weg, und spaeter sehe ich den LKW-Fahrer freundlich winkend leer vorbeifahren. Alexander und Dina kommen mit Shin und seinen Koffern zurueck. Doch es fehlt seine Rolle! Keiner kann sich erinnern, wo sie geblieben sein kann.. Shin schon gar nicht, er ist noch immer mit seinen 3 Fragen beschaeftigt. Tja, diese Rolle samt Spiegelreflex und Mini-PC sind wohl unterwegs nach ..hmm irgendwo in Russland. Auf die Frage, ob und wer den Fahrer bezahlt hat, kann mir auch keiner eine Antwort geben. Ich bin heil froh, dass ich seine Papiere habe!
Laura's Idee Shin mit irgendwelchen Fragen aus der Vergangenheit von diesen verflixten 3 Fragen abzulenken muendet in einem Restaurantbesuch um die Ecke, wobei der Vodka wieder nur so fliesst..(aber nicht fuer Shin!)
31. Juli 2008 Skovorodino
Weil es nur in unserem Zimmer einen Wasserkocher gibt, ist Simon relativ frueh da und schluerft mit mir einen Kaffee. Shin wacht auf und seine erste Frage lautet: "Did you see what happened?" ..oh man, geht das wieder los? Jedenfalls erklaere ich ihm wieder, was passiert ist und das Wunder geschieht.. er reagiert auf die Antwort und stellt zusammenhaengend die naechste Frage. Wir stellen fest, dass sein RAM scheinbar wieder in Gang ist, und wir sind heilfroh, dass das Schlimmste vorbei ist. In der Werkstatt sieht er dann bewusst das Ausmass des Schadens, und der mittlerweile genervte Monteur will wissen, was nun geschehen soll. Shin sieht sich ausserstande irgendeine Entscheidung zu treffen. Als genuegend Zeit verging und uns die Nerven vibrierten, entschied ich ueber die naechsten Schritte. Es gibt eine Werkstatt im Ort, die Guss schweissen kann, und verschiedene Oeldruckbehaelter fuer die Kupplung finden wir auch. Waehrend des Schweissens untersuche ich den Motor, der einen Haarriss im Zylinderkopf zeigt, doch fuer Kurzbelastungen Ok zu sein scheint. Somit koennen wir das Motorrad von alleine bewegen und sind nicht mehr auf LKWs angewiesen... so der Plan.
Hinterher mache ich meine dringend gewordene Waesche und bewache die Waescheleine, bis es trocken ist. Dabei lerne ich die Kellnerinnen vom Restaurant kennen, die aber nicht wirklich prickelnd sind..
Nachmittags kommt die Polizei vorbei in Begleitung einer ehemaligen Englischlehrerin. Shin's Aussagen vom gestrigen Tag sind voellig wertfrei und somit haenge ich wieder fuer einige Stunden mit diesen Leuten zusammen. Bei der Gelegenheit bekomme ich Einblick in die ehemaligen Schulstrukturen von Russland, sozusagen aus erster Hand. Hinzu kommt der Verlust seiner "Tube-bag", wofuer wir eine Anzeige aufgeben, damit die Versicherung den Schaden uebernimmt.
Spaetabends ein Verzaell im Zimmer und der Tag geht zu Ende.
01. August 2008 Skovorodino
Beim Fruehstueck kann ich mich nicht mehr bremsen und verpasse Shin eine Kopfwaesche! Es ist mir schlichtweg unbegreiflich, wie so ein Mensch solch eine Tour mit solcher Ausruestung unternehmen kann. Ich mache ihm klar, dass er im Prinzip nichts besseres machen kann als nachhause zu fahren und sich die ganze Sache noch mal zu ueberlegen. Meine Argumentation, dass er in Afrika womoeglich gar nicht ueberleben wuerde, hat ihn nicht wirklich ueberzeugt. Dafuer, dass er sein Gesicht wahren koennte, wenn er mit Stolz erklaert, dass er diese Reise wenigstens versucht hat, waehrend der Durchschnittsjapaner nicht einmal das schafft... hat gezogen. Wir fahren zur Werkstatt und finden seine GS einigermassen in Funktion. Die Schwinge ist geschweisst und die Hydraulische Kupplung geht auch russisch-zuverlaessig. Hinterher faehrt Shin zum Bahnhof um die Verbindung nach Vladivostok zu klaeren. Ich verabschiede mich von Simon und Laura, die sich ebenfalls auf den Weg machen. Den Rest vom Tag versuche ich zu lesen und vielleicht zu schreiben.. dies geht aber nicht, weil dauernd irgendwer ins Zimmer kommt mit einer Flasche Bier oder Vodka. Es ist nicht einfach diese Leute abzuschuetteln, bis einer vom Bahnhof kommt und mich fragt, was Shin eigentlich tun soll und will. Jetzt wird's mir zu laestig und ich verpasse diesen Menschen eine Abfuhr mit der Aussage, dass es not my business waere, und ich keinerlei Entscheidungsgewalt haette. In der Hotelkueche koche ich was zum Essen, weil das Restaurant heute voll belegt ist. Dort kommen irgendwelche Leute, die uns wieder abfuellen wollen und uns irgendwelche ekeligen fetten Frauen aufdruecken wollen fuer angeblich wenig Geld.. Ein bisschen komisch sind diese Leute, oder? Relativ schnell habe ich die Faxen dicke und wir verziehen uns auf's Zimmer.
02. August 2008 Camp 2008-08-02
Shin muss frueh aufstehen um seinen Motorradtransport zu organisieren. Wir verabschieden uns mit vielen Glueckwuenschen, und ich bin sehr froh, dass er sich auf den Nachhauseweg macht. Kaum bin ich alleine unterwegs, schon steigert sich meine Geschwindigkeit erheblich. Ich denke, ich spule viele Kilometer heute, doch irgendwie ist heute Motorradtag. Ich treffe verschiedene Tourer, die allesamt unterwegs nach Vladivostok sind. Bemerkenswert sind Dieter und Reinhard aus Deutschland, die mit selbstgebauten Maschinen (u.a. einer Diesel) unterwegs sind und.. Sergej aus Samara, der mich mit Unmengen von Telefonnummern versorgt aus all den Staedten, die noch vor mir liegen.
Ein Mittagessen auf einem der vielen Rastplaetze und abends suche ich wieder einen geeignten Zeltplatz.
03. August 2008 Cita
Voellig unspektakulaer stehe ich auf und fahre weiter. Der Schotter hoert sogar bald auf und ich komme schneller voran. In Cita verfolge ich meinen Wegpunkt Richtung einem Hotel. Unterwegs werde ich von verschiedenen Motorradfahrern angesprochen und spaeter zu verschiedenen Hotels geleitet. Die meisten haben geschlossen, bis wir an einem Hotel landen, das mir zusagt. Im Restaurant nebenan ist ein Aufkleber mit "Free-Wi-Fi".. OK! Beim Auspacken werde ich von einem Haufen Leute angesprochen, die mich zu einer Geburtstagsparty im Restaurant einladen. Schnell geduscht und schon klopft es an der Tuer: Wo ich denn so lange bliebe? Es war eine merkwuerdige Angelegenheit die irgendwie mit einem neuen Geschaeftsabschluss mit einer Chinesischen Delegation zu tun hat. Wir essen und prosten uns zu, was das Zeug haelt, und bald gehe ich vor die Tuer um zu rauchen. Dort treffe ich auf zwei junge Ingenieure aus Moskau. Einer davon hat ein blaues Auge und verschiedene Blessuren. Er erzaehlt vom gestrigen Abend, an dem er hier auf dem Parkplatz von 5 Maennern ueberfallen wurde und um 4000US$ erleichtert wurde. Das "Geburtstagskind" kommt hinzu und hoert sich die Geschichte an mit 5 seiner Freunde. Irgendwie wird er schlagartig krakelig und schlaegt nur noch um sich, verpasst dem armen Moskauer noch ein paar Tritte, bis sie panikartig das Weite suchen. Es stellt sich raus, dass dieses "Geburtstagskind" irgendwie zur Cita-Mafia gehoert und sich beim Boxen die Hirse dauerhaft geschaedigt hat. Ich jedenfalls habe meine Bedenken, denn Abhauen waere das beste fuer mich.. doch hatte ich gerade von seinem Essen und von seinem Vodka getrunken.. waer' was unhoeflich jetzt zu gehen, oder? Mein Vertrauter (aus diesem Kreis) raet mir ebenfalls zur Flucht, und nachdem ich herzhaft gaehne, erwaehne ich, wie muede ich doch bin und verziehe mich in's Zimmer. Bald klopft es wieder an der Tuer und Andre (Vertrauter) kommt mit seiner Frau und einer Flasche Wein hinein. Wir erzaehlen, bis die Flasche leer ist und gehen dann endlich schlafen.
Man kann nicht nur Glueck haben, und ich beschliesse desen Ort morgen frueh zu verlassen. Uebrigens, es gab kein Wi-Fi!!
04. August 2008 Camp 2008-08-04
Die Strasse ist geteert, die Gegend gibt nicht viel zum Erzaehlen her und ich rolle, im Prinzip nur Kilometer ab. Recht frueh komme ich in die Naehe von Ulan Ude und beschliesse weiter Geld zu sparen und lieber vor der Stadt zu zelten. Ich werde fuendig in einem Wald mit Feuerstelle. Dieser Platz ist einfach ideal! Es gibt Tuetensuppe mit Nudeln und Thunfisch, was irgendwie viel zu salzig wird.. Was kann ich noch erzaehlen?
05. August 2008 Ulan Ude
Wieder ein Morgen alleine am Zelt. Kaffee gemacht, Haferflocken gegessen und almaehlich mache ich mich auf zu den restlichen 70Km bis Ulan Ude. Dort angekommen ist der mir beschriebene Internetladen geschlossen. Bankautomaten gibt's zur Genuege. Eine angesprochene Natascha ruft auf mein Bitten hin Alexander an (Unfallhilfe). Eine Stunde mit Natascha geschwatzt und schon kommt Alexander und Dina. Wir erzaehlen wieder was rum, trinken einen Kaffee, und ich werde zu einem Internetcafe gelotst. Dort verabrede ich mich zum Treffen nach einer Stunde. Doch nach dieser Stunde kommt Alex nicht wieder.. wer weiss, was passiert ist. Anyway, als ich so dastehe und warte, werde ich von verschiedenen Leuten angesprochen, u.a. von einer netten Familie aus der Stadt. Die Tochter (Julia) spricht gut englisch, und bald werde ich eingeladen zum Essen und zur Uebernachtung in deren Haus.
Dort angekommen dauert es nicht lange bis Nachbarn und Freunde erscheinen. Die Muetter bereitet das Essen vor (Omul - Fisch aus dem Baikalsee, und Pelmeni - Fleischtaschen mit Sosse), waehrend die Maenner draussen rauchen und ueber Reifen, Autos und Motorraeder erzaehlen.
Nach dem Essen packe ich wieder meine Bilder aus, und alle freuen sich ueber die Geschichten von der Reise. Nee, is dat schoen... nach dem 7. Vodka werden die Augen glasig, und ich erweitere mein Dictionnary um einige Worte.
06. August 2008 Camp 2008-08-06
Am Morgen regnet es ein bisschen, doch Julia und ich verbringen die Zeit mit Schwaetzchen beim (langen) Fruehstueck. Gegen 11 wird's trocken und bei einem schweren Abschied geht's auch schon wieder auf die Strasse. Der Himmel ist verhangen und nach allem, was ich bisher gehoert habe, ist der Baikal-See mittlerweile so verdreckt, dass es nicht mehr lohnt hinzufahren. Die weniger verdreckten Stellen sind schwer zugaenglich und beim Regen moechte ich nicht lange fahren. Ich bin ueberzeugt, dass, wenn ich dort ankomme, ich sagen werde: "hmm, noch ein See... toll...". Also beschliesse ich Zeit zu gewinnen und direkt in die Mongolei zu fahren. Die Grenze dauert, organisationsbedingt, wieder ihre Zeit. Doch relativ schmerzfrei komme ich raus aus Russland. Die Mongolische Grenze ist voellig entspannt und erwartungsgemaess brauche ich kein Visum. Nach weiteren 200 Kilometern fahre ich querfeldein zu den Huegeln und finde eine wunderbare Steppenlandschaft vor. Hier gefaellt's mir und ich schlage mein Zelt auf. Der Wind haelt die Fliegen und Muecken ab, und ich sitze eine Weile nur so da und bewundere die Gegend. An der Grenze hatte ich einkaufen koennen, und so waren meine Boxen voller Lebensmittel und Wasser.
07. August 2008 Camp 2008-08-07
Ich wache auf, als die Regentropfen auf meinem Zeltdach lauter werden. Der Himmel ist verhangen, und es sieht aus, als wenn es den ganzen tag so bleiben wird. Finde ich irgendwie nicht schlimm... bei den Regenpausen lade ich "Jim" wieder auf und kann den ganzen Tag mit lesen und Filme gucken verbringen (Zum Glueck habe ich einen ganzen Vorrat mitgenommen). Gegen spaeten Nachmittag klaert der Himmel auf, und ich bewundere die Abendbeleuchtung in den Steppen und Bergen. Jede Menge Fotos mache ich, doch so wirklich bringen diese die Wirklichkeit nicht nahe. Mein Kocher leistet wieder gute Dienste mit meinen gewohnten Nudeln, Sosse und eingemachtem Fleisch. Diese Gegend ist einfach traumhaft.
08. August 2008 Ulan Baatar
Das Wetter ist wie erwartet prima und ich starte den Restweg nach Ulan Baatar gegen Mittag. Die geteerte Strasse wird ziemlich staubig unterbrochen fuer nur 2 Kilometer. Es geht quer durch die Stadt bis zum allseits bekannten "Oasis Gasthaus". Sehr deutlich wird mir klar, dass diese Stadt so ziemlich die haesslichste Stadt ist, die ich je gesehen habe. Der Verkehr ist chaotisch mit unvorhersehbarem Verkehrsverhalten. In Kairo habe wenigstens einen gewissen Fluss erkennen koennen, doch hier? Anyway, das Gasthaus ist wirklich eine Oase in dieser Gegend, wo hauptsaechlich der Staub regiert. Als ich ankomme, sind ausser mir noch 13 andere Motorraeder am Platz, und ich schliesse schnell Kontakt. Sybille und Rene erklaeren schnell die Gegebenheiten und schon habe ich ein Bett in einer der 6 "Gers" zusammen mit 4 anderen deutschen Tourern.
Des Abends ziehen wir in einen Irish Pub mit Grossbildleinwand um die Eroeffnungsfeier von Peking mitzuerleben. Waehrend ich mit zwei netten Koreanerinnen erzaehle, wird die hollaendische Truppe vom Vodkaherstellerinhaber mit Vodka abgefuellt. Der Chauffeur faehrt uns die 5 Kilometer zurueck.
09. August 2008 Ulan Baatar
Der Morgen faengt entspannt an mit einem "Continental Breakfast". Die Geschehnisse von gestern Abend werden in der Gruppe besprochen, und es machen sich einige auf den Weg... mein Plan steht fest fuer die naechsten Tage: heute und morgen verbringe ich am Rechner und im Internet. Dabei triggere ich schon mal mein naechstes Einladungsschreiben fuer Russland und am Montag hoffentlich zur russischen Botschaft. Waehrend der Visa-Wartezeit hoffe ich auf einen Mitfahrer fuer ein bisschen hardcore-offroad Richtung Westen. Der Tag bleibt ruhig. Es verabschieden sich wieder einige und einige kommen wieder. In unserem Ger erzaehlen Thomas (Berlin), Jens (Stuttgart) und ich bis zum Heia machen.
10. August 2008 Ulan Baatar
Ein Morgen wie er mir gefaellt.. mit 6 Mann sitzen wir rum und philosophieren. Wir tauschen unsere Erfahrungen aus und driften ab in tiefere Gespraeche. Alle Plaene von Jederman werden vergessen und der Tag vergeht bis zum Mittag. Dann endlich finde ich Zeit hier weiterzumachen. Jetzt bin ich so weit und wandere gleich zum Internet.. doch vorher muss ich Bilder formatieren...

maat et Juht, bis bald
dae leeven Jung