Donnerstag, 22. November 2007

Abschied und Ankunft

Merhaba, Freunde aus der Heimat,


die erste Etappe liegt nun hinter uns. 5 Wochen sind vergangen, mehr als 6000km gefahren, viele Eindrücke gewonnen, Sonnenschein, Regen, Berge, Flüsse, Landesgrenzen überquert und ein wirklich trauriger, schwerer Abschied am Flughafen. Barbara ist wieder zuhause...

Die Fahrt durch die Türkei führte anfangs durch eher ländliche Gebiete und Touri-Zentren. Ersteres vermittelt einen eher schmuddeliger Eindruck während zweiteres eher reinlich wirkt, solange man nicht hinter die Kulissen schaut. Die Leute nutzen die Zeit, die wir zum Putzen/Reparieren brauchen, lieber für soziale Kontakte und zeigen eine auffallende Freundlichkeit, bei der man sich irgendwie heimisch fühlt.

Istanbul ist ein völlig anderes Land... Es laufen Frauen ohne Kopftücher rum, Männer trinken schon mal Alkohol, die Häuser und Geschäfte sind wie überall sonst in Europa, nur eben viel mehr davon! Bei 16 Millionen Einwohnern und so gut wie keinen Hochhäusern zieht sich die Stadt unendlich weit mit unzähligen Einkaufsstrassen und Bazars. Wir hörten, dass die Partystimmung am Samstagnacht unvergleichbar sein soll und dies womöglich am steigenden Extasykonsum liegen mag.

Am Landetag von Werner, der gut angekommen ist, machten wir sofort Bekanntschaft mit der türkischen Bürokratie, als es darum ging das Motorrad aus Barbara's Pass aus- und in Werner's einzutragen. In der muslimischen Welt scheint man Papier einfach zu lieben. Der Chef hat seinen Stempel immer am Mann in so einem, eigens dafür gemachten, Stempel-Gürtel-Etui und es dauert alles seine Zeit.

Es kommt schon mal vor, dass ich mich über Sauberkeit auslasse. Das ganze meine ich in Zusammenhang mit dem Preis. Z.B. sollte ich in Zimbabwe ein Zimmer nehmen mit verfilztem Klo, Dusche und Bett, so ist es nicht schlimm, weil ich meinen eigenen Kram ausbreiten kann und bin dann trocken und warm für 2 Dollar untergebracht. Wenn es darum geht, 20 Euro zu bezahlen für die gleichen Umstände, rege ich mich schon ein bisschen auf und denke: so kommt ihr nicht in die EU!


11.11.2007 (5541km) Pamukkale (37 55.1684N, 29 7.2841E)
Die Erholung am gestrigen Tag tat gut und das Wetter ist uns wohl gesonnen, als wir uns auf den Weg Richtung Norden machen. Die Strassen verlaufen wie fast immer durch die Berge und es macht Spass. Völlig ungewohnt sind wir früh losgefahren und kommen entspechend früh am Tag an. Ein deutschsprachiger Hotelwirt bringt uns unter in einem sehr netten Hotel, das direkt an den Kalkterassen liegt. Nach dem Einchecken laufen wir barfüßig den Berg hoch, durch warme Wasserbäche. Es ist schon ziemlich beeindruckend, was sich im Laufe der letzten Jahrtausende hier angesammelt hat, und ich bekomme ein Herz für unsere Waschmaschine, die irgendwann genauso aussehen kann. Oben am Berg finden wir Hierapolis wo et Kleo sich auch schon jebadet hat... Eben wieder eine ziemlich alte Stadt. Abends, beim Essen politisieren wir ein bisschen mit dem Vetter des Wirts der uns die "wahren" Zusammenhänge des Kurdenproblems erklärt. 12.11.2007 (5924km) Balikesir (39 38.9272N, 27 53.2354E)
Die Fahrt heute führt zunächst durch ein breites Tal und bald hoch durch die Berge Richtung Ödemis auf eine neue Talebene zu. Alles in allem macht es richtig Spaß hier zu fahren, und es läuft so gut, daß wir bis Balikesir durch cruisen. Dort angekommen stellen wir nach langem Suchen fest, dass es nur 2 Hotelkategorien gibt: Teuer (>150€) und normal. Nur das "Normale" bezieht sich nur auf den Preis. Die schmutzige Bettwäsche und Dusche (da war schon lange keiner mehr drin, hoff' ich) sind eher unterste Kategorie. Es wird spät, und es fängt wieder an zu regnen. Wir haben wenig Wahl. 13.11.2007 (6085km) Bursa (40 12.1626N 29 1.4374E)
„Bloß raus aus dieser Stadt" sind unsere Gedanken und wir juckeln los Richtung Isnik, weil ein französischer Radfahrer uns das empfahl. Es regnete jedoch den ganzen Tag und unsere Motivation sank auf den Nullpunkt. Völlig durchnässt machen wir Pause an einem rastplatzähnlichen Restaurant. Der Besitzer spricht Deutsch, und wir erzählen beim Aufwärmen ein bisschen, wobei er von einem Hotel mit Türkischem Bad in Bursa spricht. Bursa liegt auf dem Weg und wir beschliessen, nach diesem Leidensweg, uns was Gutes zu gönnen und steigen ab in diesem Laden. Thermalbad, Abseifen, Schrubben und eine Massage in einem osmanischen Gebäude garantiert ohne Nepp, denn wir waren die einzigen Ausländer im Laden. Naja, irgendwie ist es eine verkehrte Welt für uns. Ich war in einem tollen osmanischen Laden mit Keramikmosaiken und Kuppeldach, und kann es eigentlich gar nicht leiden lange im warmen Wasser zu hocken. Während des Einseifens und Schrubbens fühlte ich mich ziemlich blöd, und wenn mir einer Schmerzen zufügt beim Kneten, werde ich sauer. All das während Barbara in einem simplen, schmucklosen Schwimmbad hockt ohne Ruheraum. 14.11.2007 (6173km) Istanbul ()
Gut erholt stehen wir auf und machen uns nach einem üppigen Frühstück auf nach Yalova zur Fähre. Die fährt erst in 2 1/2 Stunden und wir sitzen in einem Café bis dahin. Dıe Faehre selbst ist etwas abenteuerlich, wenn 200 Leute um die Mopeds stehen, fertig zum Aussteıgen und wir im ganzen Gewühl nicht wenden können. Das heisst, dass der Unmut der blockierten Autofahrer vorprogrammiert ist und auch kommt. Angekommen in Istanbul landen wir in Sultanahmed (Stadtteil) und finden ein sehr schönes Hotel mit extrem netten Leuten (= Asmali Konak Hotel). Nach einem Spaziergang war der Tag schon irgendwie zu Ende... Wo war die Zeit geblieben?
15.11.2007 (6232km) Istanbul ()
Es bleibt nicht viel Zeit nach dem Frühstück bis zur Abfahrt zum Flughafen um Werner abzuholen. Während der Wartezeit nutzen wir die Gelegenheit um das Zollamt zu suchen.. Vergeblich, es gibt lediglich einen Beamten im Sabiha Airport.
Ohne Zwischenfall kommt Werner durch's Arrival-Tor und die Freude ist groß! Das Wetter ist heute mal schön und wir fahren nach Werner's Einchecken zum Atatürk Airport um die Domi umzuschreiben. Dort verbringen wir 3 Stunden mit der wunderbaren Bürokratie und verfahren uns bei der Rückfahrt prompt im Großstadtverkehr. Den Rest des Abends verbringen wir mit Spazieren und Essen. 16.11.2007 (6260km) Istanbul ()
Der Plan für heute ist die Beschaffung der Syrischen Visas. Nach eineinhalb Stunden im Verkehr Istanbuls stellen wir fest, dass die amerikanische Botschaft umgezogen ist, und auf der Suche danach finden wir die deutsche. Dort erklärt man uns, dass sie keine Empfehlungsschreiben mehr ausstellen, ohne die aber Syrien keine Visas ausstellt. Was tun? Wir suchen nochmal eine Stunde und finden schließlich die Syrische Botschaft. Dort erklärt man uns, dass ich nach Washington und Werner nach Berlin muss um überhaupt ein Visum zu bekommen. Sonst wäre nichts zu machen! Die Stimmung sank drastisch... Gerade für Werner, dessen Zeitvorgabe um einiges kürzer ist meine. Barbara's Idee erst mal in den Foren zu suchen (wir sind sicher nicht die einzigen), hellte den Frust um Einiges auf.
Der türkische Bazar in Istanbul ist ziemlich groß und ideal zum Schlendern bei schlechtem Wetter. Das machten wir bis spät, dann essen, dann schlafen (es regnet die ganze Zeit) 17.11.2007 () Istanbul ()
Am Morgen fahre ich die 30m zum Reifenfritzen und lasse mir den neuen Strassenreifen aufziehen. Jetzt heisst es „extreme power sightseeing“! Wir ziehen uns das ganze Programm rein: Blaue Moschee, Aya Sofya, Topkapi Palast, usw. Hinterher sind wir in einem Stadtteil mit einigen Mopedläden, und wir besorgen uns proforma ein paar Kupplungsbeläge für die Domi. Abends Abschiedsessen in einem Restaurant direkt am Fischmarkt. Mit dem Kellner gehe ich die Fische aussuchen, die dann gegrillt auf'm Tisch liegen bei Wein und diversen Kleinspeisen. Es sprengte zwar unser Budget, aber es war lecker und schön. Im Hotel angekommen fallen wir ohnmächtig ins Bett. 18.11.2007 () Istanbul ()
Abschiedstag... Meine Güte, ist das schlimm..
Abends sitzen Werner, Emre und ich beim Bier auf der Dachterrasse und erzählen uns froh...

19.11.2007 (6523km) Eskisehir (39 46.8844N 30 30.4109E)
Oh weh! Ich werde erst wach als Werner meine Handynummer anwählt und ich geschockt auf die Uhr sehe... Wir wollten doch um 9h30 die Fähre schaffen. Gut, dass ich gestern Abend gepackt habe, und nach einer Katzenwäsche sitzen wir zusammen am Frühstückstisch. Werner's Packpremiere zieht sich erwartungsgemäß etwas, doch Zeit zum Üben haben wir heute nicht. Die Fähre nach Yalova schaffen wir und entspannen uns bei der einstündigen Überfahrt. Vorbei an Olivenplantagen ist Werner begeistert die Vorbereitungen hinter sich zu haben und endlich zu fahren! Als wir Isnik erreichen, regnet es und die versprochene schöne Innenstadt suchen wir vergebens.
Zum Glück kommt die Sonne nach einem heftigen Regen wieder raus, und wir cruisen durch das Land mit guter Laune. Abends kommen wir in Eskishir an und wundern uns über diese merkwürdige Stadt: Es gibt eine Einkaufsfußgängerzone, es ist aufgeräumt, es gibt Frauen zu sehen, kaum einer spricht englisch oder deutsch und es gibt scheinbar keine Hotels. Am Bahnhof werden wir schliesslich fündig und checken ein. Ein Spaziergang durch die Stadt erweckt den Eindruck als wären wir in Holland. Ein Dönerbudenbesitzer erklärt uns, dass das ihm gar nicht gefällt und er lieber in einer anderen Stadt sei...hmmm... 20.11.2007 (6874km) Sereflikochisar (39 4.5516N 33 24.8067E)
Die ganze Nacht hindurch hat's geregnet, das konnten wir wunderbar hören, weil direkt neben dem Fenster ein Platikdach angebracht war. So konnten wir den Wecker ausstellen, bevor er klingelte. Im Regen haben wir auch keine Lust loszufahren und machen erstmal Kaffee, weil Frühstück diesmal nicht inbegriffen war. Gegen 9 nutzen wir die Regenpause und beladen die Karren. Die ersten 150 km donnern wir eine autobahnähnliche Strasse entlang, bis wir denken, dass es trocken bleibt. Dann eine kurvenreiche "grüne" Strasse entlang etlicher landwirtschaftlicher Felder bis zur nächsten Hauptstrasse. Hier kommen wieder die fetten schwarzen Wolken und der Regen lässt nicht lange auf sich warten. Diesmal ein Megaregen, der nicht aufhört, und wir denken frühzeitig an einen Stop für heute. Blöd war, dass das einzige Hotel in dieser Stadt Zimmer vermietet, die riechen und aussehen wie eine Kanalisation. Man erklärt uns, dass das einzig brauchbare Hotel 20 km zurück liegt. In meinen Handschuhen steht mittlerweile das Wasser und die sog. wasserdichte Hose hält nicht Wort. Es ist dunkel, die entgegenkommenden Fahrzeuglampen scheinen mir auf das nasse, beschlagene Visir, somit machen wir einen nahezu Blindflug durch Pfützen, die so groß sind wie die 4-spurige Strasse selbst. Unnötigerweise geht die Dominator von Zeit zu Zeit aus, natürlich wenn uns gerade ein riesen LKW im Nacken sitzt. Das gefundene Hotel macht auf den ersten Blick einen annehmbaren Eindruck und der Preis entspricht der Sauberkeit und warmes Wasser. Mit der Hygiene sind wir erst mal zufrieden, solange keiner duschen geht, aber das machen wir eh' nicht hier, weil das ganze Haus irgendwie Probleme mit den Wasserleitungen hat. Im Zimmer 202 gibt's scheinbar warmes Wasser... 21.11.2007 (7113km) Göreme (38 38.6946N 34 49.7180E)
Der Tag faengt ohne Frühstück an und wir donnern im Kalten, Nassen los. An der Tanke holen wir uns ein paar Brezeln, und die Strasse steigt auf 1100 Höhenmeter. Beim Tanken allerdings stelle ich fest, dass mein Spritverbrauch um 1 Liter/100 steigt und mache mir Sorgen. Als ich Werner frage, wieviel er getankt hat, sagt er 23Liter, wobei nur 23Liter überhaupt rein passen und der Reservehahn noch zu war....hmmm, ob die Zapfsaeule getürkt ist? Langsam hab ich es satt in diesem Land wahnsinnig viel Geld zu bezahlen für keine Gegenleistung.
Es wird noch kaelter. Nach 150km erreichen wir Göreme und erleben eine Überaschung. Die Gegend ist einfach unfassbar. Am Aussichtspunkt lernen wir Jörg und Inge kennen, die mit ihrem Land Rover nach Kapstadt wollen. Sie hatten die gleichen Erlebnisse in der syrischen Botschaft und sind kurzerhand nach Berlin gefahren und zurück. Das Yülmaz Hotel ist schön und hat eine eigene Küche, somit wir endlich ein bisschen Kohle fürs Essen sparen können.22.11.2007 (7154km) Göreme (38 38.6946N 34 49.7180E)
Das Wetter wird endlich wieder schön und unserem extreme-power-sightseeing steht nichts im Wege. Zuerst in eine 8 Stockwerke tiefe, unterirdische Stadt. Von der Strasse aus wirkt es völlig unscheinbar, aber der insgesamt 56m lange Abstieg mit all den Raeumen hat sich absolut gelohnt. Hinterher dann das Freilichtmuseum, wo wir auch mal eine Gelegenheit haben mal in einige der vielen Berghöhlen reinzugehen. Natürlich ist der Eintritt kostenpflichtig, nur in der Türkei wird man für die Highlights innerhalb eines Parks nochmal zur Kasse gebeten... aergerlich!

9 Kommentare:

löhres hat gesagt…

Alles gute und viel spass wünscht mario löhr

Anonym hat gesagt…

Wir wünschen euch, dass die Maschinen halten und ihr endlich trockenes Wetter habt !!!
Allzeit gute Fahrt.
Sandra, Frank und Nora

RG hat gesagt…

haltet uns mal öfters auf dem laufenden.
Viel Spass noch wünscht Rolf Geyer

Anonym hat gesagt…

Hallo ihr Reisenden.
Wir wünschen euch alles Gute und viele schöne Erlebnisse.
Wir trinken dann in Antweiler einen Glühwein für dich mit Werner.
Grüße senden Jörg und Daniela.

Anonym hat gesagt…

Aah Ihr Männ
Passt joot opp dat ihr öch net met ühre Rädche opp de Fress läächt un imme schön fröndlech für de Döref-löck...
Alles joode üss Wiref
Denge aale Kumpel Hoffi

Die Webers hat gesagt…

HALLO!!
Wir wünschen Dir alles gute und allzeit gute Fahrt.Komm gesund und munter wieder.Wir wünschen dir schöne Weihnachten und einen guten start ins neue Jahr!!!
GRUß MANFRED,HEIDI,NICOLE,GUIDO,LUCAS

Die Webers hat gesagt…

Webers sagen
komm gesund und munter wieder heim.Allzeit gute fahrt und weiterhin viel Spaß.Schöne Feiertage und einen guten start ins Jahr 2008

Gruß Manfred,Heidi,Nicole,Guido,Lucas

Manuela hat gesagt…

Frohes, neues Jahr, weiterhin gute Fahrt und kommt gesund wieder!

Manuela

sultanahmet hat gesagt…

Danke für alles.
Danke für diesen photos.